Noch bewerben sich neun Kandidaten um die Ehre, als offizieller Kandidat der Republikanischen Partei im November Präsident Bill Clinton herausfordern zu dürfen. Wähler in den US-Bundesstaaten treffen die Auswahl, in Staat nach Staat. Aus zehn Kandidaten werden neun werden acht werden sieben...: Spätestens im Mai dürften wir wissen, wer das Vorwahlgemetzel überlebt haben wird.
Was die Amerikaner da treiben, ist eine merkwürdige, aber effektive - und für den unbeteiligten Beobachter unterhaltsame - Form von Demokratie.
Kaliforniens Gouverneur Wilson schied schon vor Monaten aus: Er brachte nicht genug Spendengeld zusammen, fiel damit durch den ersten ernsten Test für jeden amerikanischen Politiker. Nun scheint es Phil Gramm zu erwischen. Ihm fehlt es nicht an Sponsoren, wohl aber an Charisma.
Gerade mal 30000 Wähler im US-Bundesstaat Louisiana haben sich an der ersten parteiinternenen Abstimmung des diesjährigen Präsidentschaftswahlkampfs beteiligt. Nur zwei der republikanischen Kandidaten traten hier an, Phil Gramm und der mindestens so konservative Journalist Pat Buchanan. Der Rest boykottierte diesen "Caucus". Louisiana hatte sich vorgedrängelt: Traditionell genießen die Staaten Iowa und New Hampshire das Privileg, den Reigen der Vorwahlen zu eröffnen. Die meisten Kandidaten wollen es dabei belassen, blieben aus Treue zur Tradition dem Rennen in Louisiana fern, vor allem die Favoriten: Senator Bob Dole und Verleger Steve Forbes.
Gramm trötete seit Monaten - allzu laut -, er werde in Louisiana souverän siegen und Dole und Forbes so auf die Fersen rücken. Nun hängte ihn Buchanan mit 62 zu 38 % ab. Buchanan hat kaum Chancen, am Ende auf den Kandidatenschild gehoben zu werden, aber Gramm hat nun ernste Probleme. Er wird an seinen riesenhaften Erwartungen gemessen und erwies sich als Gnom. Wenn ihm nicht in der nächsten Woche in Iowa ein strahlender Erfolg gelingt, sind es nur noch acht.