Uwe Knüpfer
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Viktor Seroneit ist tot

24/7/2011

 
Pils, Kölsch und Altbier zusammenzuschütten, das muss man sich erst mal trauen. Bei seinem 200. Stammtisch im Juni im PlakatKunstHof in Essen-Rüttenscheid hat Viktor Seroneit spaßeshalber „PiAKö“ serviert, Nordrhein-Westfalen und seiner NRW-Ministerpräsidentin zu Ehren. Es ist Viktors letzter Stammtisch gewesen. Essen und die Ruhrstadt haben eine einzigartige Persönlichkeit verloren.

 

Wenn es jemandem gelang, PiAKö als fast trinkbar zu verkaufen, dann Viktor. Er war, was man heute einen begnadeten Netzwerker nennt. Er brachte zusammen, was zusammengehört – und manchmal auch, was oder wer eigentlich nichts miteinander zu tun haben will.

Es wird wahrlich nicht wenig geredet und „getalkt“ im Ruhrgebiet. Mit Vorliebe aneinander vorbei oder übereinander her. Die Stammtisch-Zusammenkünfte in Viktors Rüttenscheider Hinterhof sind anders gewesen. Allein schon wegen der Enge konnten sich hier Künstler und Banker, Kreative und Verwalter, Schreiber und Beschriebene nicht aus dem Weg gehen. Sie rieben sich Schulter an Schulter, bei Stauder, Wein und „Ruhrgebiets-Tapas“ - Currywurst und Frikadellen. Und dann spielte noch „Ruhrschnellweg“ dazu, Viktors sehr eigene Band.

Mit Songs wie „Nur gemeinsam“ oder „Anne Bude“ trat Viktor Seroneit gegen den WDR und dessen sture Fixierung auf kölsches Musikbrauchtum an. Unermüdlich versuchte er den Sender und die Ruhris davon zu überzeugen, dass man auch an Ruhr und Emscher schunkeln kann.

Viktor Seroneit ist ein früher und echter Ruhrstädter gewesen. Heimisch geworden in Rüttenscheid, dessen Wochenmarkt er musikalisch verewigt hat. Fest verwurzelt in Essen. So fest, dass Frank Stenglein ihn in der WAZ zur „Institution in der Stadtgesellschaft“ erhob. Und gleichzeitig ein geduldiger Kämpfer für die Einheit des Reviers. Wer Viktor Seroneit begegnete, hatte anschließend eine Münze mehr in der Tasche: den Ruhr-Sterntaler mit der Zahl 53.

Lange vor dem Kulturhauptstadtjahr 2010 hat Viktor eine Sternfahrt aller Ruhr-Städte organisiert und versucht, den 53 Oberbürgermeistern, Landräten und Bürgermeistern den Refrain seines Liedes nahezubringen: „Nur gemeinsam sind wir stark…“

Dabei ist Viktor eigentlich ein Weltbürger gewesen, wie jeder echte Ruhrstädter. New York war ihm so wenig fremd wie Moskau. Südfrankreich hat er besonders geliebt. Der Wein, den er so freigebig ausschenkte, brachte er von dorther mit.

Viktor verdiente sein Geld als Ingenieur, aber sein großes Herz schlug für viele und für vieles. Das Deutsche Plakatmuseum wäre heute nicht im Museum Folkwang daheim ohne ihn. Jährlich hat er den Internationalen Grafik-Design-Preis verliehen – und den Jazz-Pott, einen Preis für junge, kreative Musiker, die dafür gerne auch von weither nach Essen gekommen sind.

Den Verein „Kinder sind der Rhythmus dieser Welt“ gäbe es nicht ohne Viktor Seroneit. Eine Plakatausstellung zu Kinderrechten hat es bis nach Berlin und zu den Vereinten Nationen geschafft.

Viktor hatte viele Helfer, allen voran Ingrid, seine Frau. Aber er fand fremde Helfer - und Sponsoren - nur, weil er von bezwingender Freundlichkeit war. Auch, weil er großartig kochte. Und weil er stets selbst voranging, vieles aus eigener Tasche bezahlte.

Er ließ nie nach, „unser Viktor“, wie Essens OB Reinhard Paß ihn betitelt hat, beim 200. Stammtisch im PlakatKunstHof. Diesmal war auch Hannelore Kraft dabei und damit erstmals ein Regierungschef des Landes Nordrhein-Westfalen. Viktor hatte eigens nicht nur PiAKö zusammengeschüttet, sondern auch eine NRW-Hymne komponiert und gedichtet: „Mein Herz schlägt wie dein Herz.“ Die Power-Kids der Zollverein-Schule haben gesungen, die Ministerpräsidentin hat sichtbar mitgesummt. Zwar nicht der WDR, aber, immerhin, Center tv, hat’s aufgezeichnet und verbreitet.

Am Samstagfrüh ist Viktor Seroneit nach einer wie immer bewegten Woche während einer Radtour überraschend gestorben. Er war 64 Jahre alt.
ruhrbarone.de 24.07.2011

Wenn die Türken gehen

1/1/1990

 
Eine forcierte Heimkehr macht nicht nur Arbeitsplätze frei, sondern schafft auch neue Probleme

Aktualisiert 19. Oktober 1984  07:00 Uhr  Von Uwe Knüpfer

Türkenheim stirbt. Der Duisburger Ortsteil Alt-Hüttenheim, eine geschlossene Siedlung im Eigentum der Mannesmann AG, besteht aus insgesamt 530 Wohnungen. In nur dreizehn davon leben deutsche Familien. Den Rest bewohnen Türken – bewohnten Türken: Knapp dreihundert Wohnungen sind seit dem Sommer unbewohnt. Ihre Fenster sind verrammelt mit hölzernen Läden, die großen Innenhöfe meist menschenleer. Auf den Straßen parken nur wenige Autos. Es ist still. Vereinzelt laufen spielende Kinder ins Bild, buntgekleidet, und wirken, als seien sie auf Expedition in eine Geisterstadt.

Viertausend Türken haben Duisburg verlassen, sind in ihre alte Heimat zurückgekehrt: meist ehemalige Mannesmänner mit ihren Familien. Siedlung und Fabrik trennt nichts als eine breite Autopiste. Natürlich heißt sie Mannesmannstraße.

Das Management von Mannesmann hat die anfängliche Türken-raus-Politik der christlich-liberalen Bundesregierung mit innerbetrieblichen Mitteln unterstützt. So konnten sich Mannesmann-Türken, die in die Heimat zurück wollten, nicht nur ihre gesetzlichen Rentenansprüche kapitalisieren lassen, sondern zusätzlich auch ihre Betriebsrente. Weil Geld allein nicht willig macht, lud das Unternehmen seine ausländischen Mitarbeiter außerdem zu Deutschkursen und machte ihnen klar: Wer nicht besteht, der fliegt – ohne kapitalisierte Rente.

Wenn die ungeliebten Fremden nur endlich dahin gehen, wo sie herkamen, so hoffen noch immer viele Politiker und Bürger an Kabinetts- und Stammtischen, wird es den Deutschen gleich viel besser gehen. Vor allem verschwindet endlich die leidige Arbeitslosigkeit – in Richtung Anatolien, wo sie ohnehin seit langem zu Hause ist. Endlich dürfen dann Deutsche wieder Straßen fegen, sich in Bergwerksstollen krümmen und am Hochofen schwitzen.

Doch solche Rechnungen werden ohne die Türken gemacht. Denn die Ausländer arbeiten und verdienen nicht nur hier. Sie sind zugleich auch Steuer- und Beitragszahler; sie sind Konsumenten, haben große Familien zu kleiden und zu ernähren; sie hinterlegen ihr Erspartes zumeist bei deutschen Banken; sie zahlen Mieten für Wohnungen, die deutsche Behörden ansonsten für unvermietbar halten. Als soziales „Problem“ betrachtet, sichern sie die Arbeitsplätze von Lehrern, Sozialarbeitern und Wissenschaftlern.

Alt-Hüttenheim war noch vor einem Jahr voller Leben. Deutsche und Türken feierten gemeinsam den 70. Geburtstag ihres Ortsteils. Jetzt will Mannesmann in seiner Siedlung vier von sieben Wohnblocks abreißen. Jahrzehntelang wurde hier nicht renoviert, jetzt schätzt der Eigentümer die Modernisierungskosten auf achtzigtausend Mark pro Wohnung. Die dann erforderlichen Mieten würde niemand zahlen wollen – nicht in dieser Wohnlage.

Georg Behrend, beredter Sprecher der Bürgerinitiative „Rettet Hüttenheim – er war selbst 34 Jahre lang Betriebselektriker im Werk jenseits der breiten Straße –, hält dieses Argument seines früheren Arbeitgebers allerdings für „reine Demagogie“: „Wir gucken seit siebzig Jahren auf den Hochofen. Wenn die Wohnungen hier nicht vermietbar sind, müßte man das ganze Ruhrgebiet abreißen.“ Charlie, wie ihn hier alle nennen, verweist in bestem Soziologendeutsch auf die „herrlichen Kommunikationsmöglichkeiten in den Innenhöfen“, auf das reiche Grün in den Straßen, auf das menschliche Maß der Bauten. Charlie ist offenbar alles andere als froh darüber, daß die Türken weg sind. Deren Vertreibung, so scheint ihm zu schwanen, könnte auch ihn seiner Heimat berauben.

Ihr Exodus hat jedenfalls schon manchen anderen um bisher sicher geglaubte Einkünfte beraubt. Ihre Lebensmittel-Großeinkäufe tätigten die Türken bei Aldi in Huckingen. Der verschwiegene Handelsriese gibt Umsatzzahlen nicht preis. Auch die Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzelhandels hat noch nie ermittelt, was und wieviel die Gastarbeiter-Familien kaufen. Sicher glaubt man dort nur zu wissen, daß sie „gerade im Schlußverkauf eine große Rolle“ spielen.

Für Ismet Tepe dagegen ist die Sache klar. Er besitzt einen Lebensmittelladen in Alt-Hüttenheim – noch. Um sechzig Prozent, so schätzt er, sei sein Umsatz seit dem Sommer gesunken. Auch Hakki Bankaoglu gleich nebenan, der Videos verleiht und Getränke sowie Süßes verkauft, klagt über schlechte Geschäfte. Dem deutschen Bäcker um die Ecke geht es nicht anders, und mittelbar spüren die Umsatzeinbußen der türkischen Kleinhändler auch die deutschen Großhändler.

Der Leiter der Sparkassen-Zweigstelle Hüttenheim weist zwar Gerüchte energisch zurück, seine Filiale solle geschlossen werden. Doch daß der Weggang der Türken auf Spar- und Darlehenskonten durchaus deutliche Spuren hinterlassen hat, räumt er ein. 360 von insgesamt zweitausend Sparkonten, die in seiner Filiale geführt wurden, sind aufgelöst worden. Rund zwei Millionen Mark an Einlagen gingen verloren, knapp zehn Prozent der Gesamteinlage. In etwa gleicher Höhe zahlten die türkischen Ex-Kunden Darlehen vorzeitig zurück. Filialleiter Althans: „Nicht ein einziger Fall mußte der Rechtsabteilung übergeben werden. Das war schon sehr positiv, wie die Leute ihre Sachen erledigt haben.“

Die Universität Duisburg befragte türkische Arbeitnehmer danach, wie groß ihre „Rückkehrneigung“ sei. Nebenbei kam heraus, daß die Befragten nur ein Fünftel ihrer Einkommen in die Heimat überweisen. Der große Rest fließt wieder zurück in die deutsche Volkswirtschaft.

Auch die Schulträger lernen in Duisburg gegenwärtig ein „Ausländerproblem“ ganz neuer Art kennen und fürchten. 1672 türkische Schüler mußten sich im Sommer, manchmal Hals über Kopf, von ihrem Klassenverband trennen. Die beiden Hauptschulen in der Umgebung Alt-Hüttenheims bekamen zum neuen Schuljahr nur jeweils eine fünfte Klasse voll. Insgesamt meldeten sich hier weniger als fünfzig Schüler. Da die nachrückenden deutschen Schüler-Jahrgänge wegen des „Pillenknicks“ ohnehin schwach sind, gerät manche Schule in arge Existenznot, wenn jetzt auch noch die Ausländerkinder wegbleiben. Die Stadt Duisburg denke einstweilen nicht daran, eine Schule zu schließen, beteuert der zuständige Schulrat. Doch seien „für die Zukunft organisatorische Maßnahmen nicht auszuschließen“. Vorerst mußten zwanzig Lehrer versetzt werden, und die Klassen wurden kleiner.

Viele Pädagogen haben sich in den letzten Jahren mit großem Engagement weitergebildet, um den besonderen Schwierigkeiten ihrer türkischen Schüler gerecht zu werden. Viele Universitäten bieten inzwischen spezielle Ausbildungsgänge an. Nicht auszudenken, wie das Heer der arbeitslosen Akademiker weiter wachsen würde, wenn wirklich alle Türken gingen.

Von der Essener Ruhrkohle sind schon zu viele Türken weggegangen. Zeitlich parallel zur Geltungsdauer der Bonner Rückkehrhilfen spendierte das Unternehmen jedem ausländischen Mitarbeiter 2,5 Monatsgehälter plus Weihnachtsgeld, wenn er sich entschloß, vorzeitig auszuscheiden. Im Durchschnitt waren das zehntausend Mark. Das verlockte mehr Türken als geplant. Eigentlich hatten in diesem Jahr dreitausend „in die Anpassung gehen“ sollen. Jetzt werden es voraussichtlich doppelt so viele sein. Die meisten der Ausscheidenden sind erfahrene Bergleute und nicht ohne weiteres zu ersetzen. In einzelnen Abbaustreben kann der Betrieb nicht länger aufrechterhalten werden. An eine Erneuerung des spendablen Angebots, das bis zum 30. Juni befristet war, denkt bei der Ruhrkohle deshalb heute niemand mehr.

Ähnlich die Bundesregierung. Zwar gibt sie ihre Rückkehrhilfe-Aktion offiziell als „vollen Erfolg“ aus. Dennoch heißt es in Norbert Blüms Arbeitsministerium, an eine zweite Auflage werde nicht gedacht. Nicht zuletzt deshalb, weil die freundlichen Hilfeangebote oft als „Abschiebeprämien“ mißverstanden worden seien.

Die Türken haben die deutschen Politiker schon richtig verstanden. In Frankfurt erscheinen vier türkische Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von 200 000 Exemplaren. Fast achtzig Prozent der von den Duisburger Wissenschaftlern befragten Türken gaben an, regelmäßig WDR 4 zu hören: Sendungen. in ihrer Muttersprache. Ausländerfeindliche Äußerungen aus Bonn machen in Kreuzberg und Hüttenheim blitzschnell die Runde.

Der Sozialwissenschaftler Faruk Sen ist sich nach vielen Gesprächen mit Landsleuten in Duisburg sicher: „Die meisten von denen, die zur Rückkehr entschlossen sind, hat nicht das Geld dazu bewogen. Der stärkste Beweggrund ist, daß sie sich von ihrer deutschen Umgebung abgelehnt fühlen.“

Obwohl der psychologische Feldzug der Bundesregierung also gelungen scheint: Der Exodus von „Türkenheim“ ist in dieser räumlich konzentrierten Form ein Einzelfall und wird es vorerst bleiben. An anderen Orten ist mit einer so massierten Rückkehr nicht zu rechnen. Denn der verbalen Peitsche ebenso zum Trotz wie dem finanziellen Zuckerbrot deuten alle vorliegenden Umfragen darauf hin, daß die Mehrheit der Türken bleiben will. Wer weiß: Vielleicht wird ihnen eines Tages nicht nur Charlie dafür dankbar sein.

Aber das Beispiel Alt-Hüttenheim macht deutlich, daß eine massive Rückkehr von Gastarbeitern nicht nur Probleme löst, sondern neue schafft.

  • Quelle DIE ZEIT, 19.10.1984 Nr. 43

Uni Witten-Herdecke: Ohne die Scheuklappen der Zunft

1/1/1990

 
Wie an der Privatuniversität Herdecke Wirtschaftswissenschaften studiert werden von Uwe Knüpfer

Aktualisiert  1. März 1985  07:00 Uhr  Von Uwe Knüpfer

Von diesen Studenten hat keiner länger als eine Woche nach einem Zimmer oder einer Wohnung suchen müssen. Nachdem im Lokalteil der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung gemeldet worden war, die ersten Studenten der Wirtschaftswissenschaften an der privaten Universität Witten/Herdecke seien eingetroffen, öffneten sich für die jungen Leute viele Türen wie von selbst.

Nun sitzen die 22 Wirtschaftskadetten im zweiten Stock eines ehemaligen Schulgebäudes und sprechen über das „Denken des Denkens“ und was Borgward damit zu tun hat. Aus München ist ein Philosophie-Dozent angereist, Eberhard Simons heißt er, und philosophengemäß fallen ihm seine rotblonden Haare wuselig in die Stirn. Man duzt sich. Simons zitiert Aristoteles.

Ganz in dessen Sinn will er, sagt er, seinen Zuhörern das „vorstellende Denken austreiben“, sie davor bewahren, sich die üblichen Scheuklappen ihrer Zunft aufzusetzen. Dabei kommt ihm die Erinnerung an den unternehmerischen Exitus von Borgward gerade gelegen. Als die Bilanzrelation des traditionsreichen Fahrzeugherstellers eines Tages dem Lehrbuchideal nicht mehr entsprach, bekamen es die Banken mit der Angst zu tun. Die Firma mußte Konkurs anmelden. So weit, so ganz normal. Doch dann erwies sich die Konkursmasse als ergiebig genug, die Forderungen aller Gläubiger zu hundert Prozent zu befriedigen. Ein an sich gesundes, nur kurzfristig nicht liquides Unternehmen wurde aus dem Markt gedrängt, und zwar nur deshalb, so meint der Philosoph, weil die Verantwortlichen in den Banken nicht fähig waren, über den Schatten ihrer eigenen Denkkategorien zu springen.

Wenn die 22 Wittener Privatstudenten dereinst selbst Wirtschaftskapitäne sein werden, soll ihnen so etwas nicht passieren. Nicht zu Spezialisten, die dem Fachidiotentum ja stets so nahe sind wie das Genie dem Wahnsinn, sollen sie hier ausgebildet werden, sondern zu einer „intellektuellen, lebenspraktischen und künstlerischen Elite“. So steht es im Gründungsexpose der Uni. Und deshalb lernen sie einmal pro Woche vier Stunden lang, im sogenannten Studium fundamentale, über den Tellerrand ihrer Disziplin hinauszuschauen. Alle Studenten und Dozenten der Abteilung treffen sich dabei zu einer Art Vollversammlung und beschäftigen sich anhand von Texten oder eines Gastvortrags mit Wissenschaftstheorie, Philosophie, Geschichte, Anthropologie, sozialwissenschaftlichen Grundfragen oder ökologischen Zusammenhängen. So wollen sie die vermeintliche geistige Enge des staatlichen Wissenschaftsbetriebes bei sich gar nicht erst entstehen lassen.

Die Kritik an der modernen Massenuni ist die eine der beiden Wurzeln des Universitätsvereins. Welcher Hochschullehrer in staatlichen Diensten führt nicht bittere Klage über die Anonymität des Lehrbetriebes, die nervenzehrende Allmacht der Bürokratie, die finanzielle und institutionelle Behinderung der freien Forschung? Einige schritten zur Tat, schlossen sich zunächst zur „Freien Europäischen Akademie der Wissenschaften“ mit Sitz im niederländischen Driebergen zusammen, gründeten schließlich den Witten/Herdecker Verein und wurden 1982 als Universität von der nordrhein-westfälischen Landesregierung anerkannt.

Die zweite Wurzel des Vereins war das Gemeinschaftskrankenhaus in Herdecke. Eine anthroposophische Klinik, orientiert am Gedankengut Rudolf Steiners, im Ruhrgebiet ein Mekka aller Freundinnen der „sanften Geburt“. Hier wird „Ganzheitsmedizin“ betrieben und seit 1983 eben auch gelehrt. Der Patient, sagen die Ärzte, ist hier keine Nummer, sondern ein Mensch, der Apparat ist ein Hilfsmittel im Heilungsprozeß, kein alles beherrschender Moloch.

Die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät hatte gleich von ihrer Gründung im Oktober letzten Jahres an mit dem Vorurteil zu kämpfen, hier gehe es doch wohl vornehmlich um die Indoktrination begabter junger Menschen – mit Steinerschen Ideen. „Alles Quatsch“, lautet der bündige Kommentar Ekkehard Kapplers dazu. Kappler ist der bislang einzige Professor der Fakultät, also auch ihr Dekan. 1988, wenn der Studiengang voll ausgebaut sein wird und 150 Studenten, verteilt auf neun Semester, dem Titel eines Diplom-Ökonomen entgegenstreben, hofft er, fünf weitere Lehrstühle besetzt zu haben. Er spricht vorsichtig von einer Hoffnung, denn: Nicht jeder, der über die Massenuniversität klagt, ist bereit, sein sicheres Beamtendasein aufzugeben zugunsten eines Abenteuers mit stark vermindertem Pensionsanspruch.

Kappler lehrte, bevor er nach Witten kam, in Wuppertal. Seit 1973 hatte er dort den Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre inne. Er war Gastprofessor in Lissabon und Wien und ist Mitautor eines „wissenschaftlichen Bestsellers“; der inzwischen in siebter Auflage erschienenen „Industriebetriebslehre“. Natürlich ist ihm der Name Steiner ein Begriff, aber „Anthroposoph bin ich nicht“. Er sei nach Witten gegangen, „um die Stagnation meines Faches systematisch“ beenden zu helfen: „Dazu muß man es ernst meinen mit der Freiheit der Wissenschaft. Eine anthroposophische Universität ist ein Unding. Erkenntnis ist das Gegenteil von Bekenntnis.“

Laut Kappler steckt die Wirtschaftswissenschaft in einer Sackgasse. „Sie nimmt ihre kritische Funktion nicht mehr wahr“, seit die Volkswirtschaften nicht mehr steuerbar erscheinen und „die Ordnungspolitik eine Renaissance erlebt“. Die akademische Betriebswirtschaftslehre, seine eigene Spezialität, zeichne sich inzwischen durch erlesene Praxisferne aus. Eine Wissenschaft, die der gesellschaftlichen Wirklichkeit keine Impulse mehr zu geben vermag, versinke in der Mittelmäßigkeit.

Folglich sollen die Wittener Studenten nicht nur mit Philosophen parlieren, sondern sich auch, vom ersten Semester an, im Dschungel der freien Marktwirtschaft zurechtzufinden lernen. Jeder von ihnen nimmt Kontakt auf zu einer Mentorenfirma. Dort verbringt er im allgemeinen einen Tag pro Woche, lernt die Arbeit möglichst vieler Abteilungen kennen und hilft mit bei der Lösung innerbetrieblicher Probleme. Darüber kann er auch seine Examensarbeit schreiben. Er soll dabei lernen, postuliert Kappler, „die Praxis ernst zu nehmen, nicht so zu tun, als sei sie der nicht gelungene Teil der Theorie“. Der ständige Vergleich zwischen Erlerntem und Erfahrenem mache den Kern des Studiums aus.

Den Praktikern von heute scheint die Idee zu gefallen. Schon wollen rund sechzig Unternehmen Mentorenfirmen werden. Die Mitgliedsliste liest sich wie ein Auszug aus einem Gotha der deutschen Industrie. Alfred Herrhausen ist dabei, seit kurzem zweiter Sprecher der Deutschen Bank, Ludwig Bölkow, Egon Overbeck, ehemals Vorstandsvorsitzender von Mannesmann, oder Klaus Knizia, in gleicher Funktion tätig bei den VEW. Laut Satzung hat das Kuratorium die Aufgabe, „die Unabhängigkeit der Universität zu sichern“.

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Es tut dies unter anderem durch Kontrolle der Finanzen und des Vorstandes und auch durch „Teilnahme an Prüfungen innerhalb der Universität“.

Während des Studiums freilich spielen Prüfungen, Klausuren, formelle Leistungsnachweise eine höchst untergeordnete Rolle. Der Kreis der Lehrenden und Lernenden bleibt überschaubar, man sieht sich ständig, nicht nur im Studium fundamentale: Alle Angelegenheiten der Fakultät werden gemeinsam beraten und geregelt. Die Frage nach Drittel- oder sonstigen Paritäten hat noch niemand gestellt. An der Privatuni geht es zu wie bei der Papstwahl: Einstimmigkeit ist gefragt oder zumindest doch Einmütigkeit. Stundenpläne sind kein Dogma, wenn ein Problem noch nicht zu Ende diskutiert worden ist.

Wo sich alle so gut kennen, weiß der Professor ohnehin, was er von jedem einzelnen zu halten hat, auch ohne multiple choice. Es klingt wie Behauptung und Forderung zugleich, wenn Kappler sagt: „Wer studiert, ist unbestritten erwachsen. Er kann und soll sein Studium selbstverantwortlich betreiben.“ Sollte jemand mittendrin entdecken, daß er sich im Fach vergriffen hat, will Kappler ihm zum Abbruch raten: „Wir machen keine Motivationsmätzchen. Mitleid stigmatisiert den armen Abbrecher, statt ihn ernst zu nehmen.“ Ganz im Gegensatz zu der „Bafög-Philosophie“ von der volkswirtschaftlichen Schädlichkeit eines nicht beendeten Studiums hält er eine konsequente Entscheidung sogar für „produktiv“.

Mindestens einmal während seines Studiums hält sich der Wittener Elitestudent für längere Zeit im Ausland auf: bei einem Lehrstuhl seiner Wahl. Damit er sich dort und später im Wirtschaftsleben auch unterhalten kann, sind Intensivkurse in zwei Fremdsprachen obligatorisch.

Mit dem Eliteetikett zu leben haben alle 22 inzwischen gelernt. „Ich begreife das mittlerweile als einen Anspruch an mich selbst“, sagt beispielsweise Michael Difliff mit breitem schwäbischen Akzent. Er stammt aus Bietigheim bei Stuttgart und hätte von seinem Äußeren her mindestens so gut in die Blockadereihen vor Mutlangen gepaßt wie in den Seminarraum der Privatuniversität. Niemand wird hier mit Statussymbolen versehen wie in den klassischen Reproduktionsstätten des Establishments üblich – und sei es nur mit einer collegeeigenen Krawatte.

Warum hat Difliff sich ausgerechnet hier beworben? Konkretes habe er kaum gewußt über die Wittener Uni. Ihr Ruf, irgendwie „anders“ zu sein, habe ihn gereizt. Manager wollte er im Grunde nie werden, aber „seit ich hier bin, bekomme ich immer mehr Lust dazu“.

Anders war es bei Johannes Eckmann. Er kommt aus einer münsterländischen Unternehmerfamilie, seine Kleidung ist von modischer Eleganz, er trägt Binder und Metallköfferchen mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie andere Kommilitonen Turnschuhe und Schlabberpulli. Eckmanns Studienziel ist und war klar: „Führungskraft in Marketing oder Organisation“ zu werden. Ursprünglich hatte er sich in Koblenz bewerben wollen, an der anderen privaten Brutstätte für Bosse von morgen. Die Studiengebühr, die dort gefordert wird, hätte er im Gegensatz zu Difliff problemlos . zahlen können. was ihn abstieß, war: „Aufgrund ihrer ähnlichen sozialen Herkunft haben da wahrscheinlich alle fast die gleiche Meinung. Hier in Witten habe ich Meinungen gehört, die ich vorher nie gedacht habe.“ Ihm gefällt, daß man sich auch nach den Vorlesungen noch unterhält, wenn das Thema spannend war. Da brechen Vorurteile manchmal zusammen wie Kartenhäuser. Selbst im Umgang mit Leuten, die ihm auf Anhieb fremd, ja unsympathisch waren, hat Johannes Eckmann inzwischen „gemeinsame Schwingungen“ entdeckt. Im übrigen gefällt ihm die Praxisnähe des Studiums. Demnächst will er mit zwei anderen ein eigenes Unternehmen gründen, seine eigene Mentorenfirma sozusagen.

Wieder ganz anders sieht die Lebensperspektive von Celal Toglukdemir aus. Der junge Türke wollte eigentlich Philosophie und Literatur studieren. Durch Zufall und weil man es ihm riet, ergatterte er einen Studienplatz für Wirtschaftswissenschaften in Wuppertal. Von da aus folgte er seinem Lehrer Ekkehard Kappler dann nach Witten. Aber noch immer, so beteuert er, heißt sein Berufsziel: Schriftsteller.

Von 350 Bewerbern um die angebotenen vierzig Studienplätze wurden im letzten Sommer sechzig nach Witten eingeladen, aber nur 22 genommen. Dem Auswahlausschuß gehörten sechs Dozenten und drei „Externe“ an, Manager aus der Region zumeist. „Der gewünschten Heterogenität der Studenten entspricht die Heterogenität der Auswahlgruppe“, sagt Kappler, Das „vollkommen bunte Prisma“ der Studenten, das Johannes Eckmann so gefällt, entspringe nicht dem Zufall. Da es laut Kappler kein Kriterium gibt, um zu erkennen, ob jemand ein guter Ökonom wird, interessieren weder die Abiturnoten der Bewerber noch ihre wirtschaftswissenschaftlichen Vorkenntnisse. „Wir wollen wissen, wie engagiert einer das betreibt, was er als seine Neigung bezeichnet. Das kann Gitarrespielen sein, moderne Literatur oder meinetwegen auch Innenarchitektur.“ Den Ausschlag geben vielstündige Gespräche.

Wer genommen wird, braucht Studiengebühren nicht zu bezahlen. Die werden aus Spenden bestritten. Kappler bemüht sich um Stipendien für jeden einzelnen seiner Studenten. Die Studienstiftung des Deutschen Volkes habe ebenso Bereitschaft zum Entgegenkommen signalisiert wie die parteinahen Stiftungen.

Vorsitzender des Universitätsvereins ist Konrad Schily. Der gelernte Nervenarzt und passionierte Kettenraucher sucht, offenbar pausenlos, nach geeigneten Dozenten und potenten Spendern. Unter den Namen der Kuratoriumsmitglieder der Privatuniversität findet sich auch der von Rudolf Judith, Mitglied des Bundesvorstands der IG Metall, obwohl man meinen könnte, Begriffe wie „privat“ und „elitär“ ließen jeden Gewerkschafter und Sozialdemokraten an die Decke gehen. Doch auch die Regierung Rau läßt sich vertreten, durch einen Abgesandten des Wissenschaftsministeriums. Und Konrad Schily hat ja auch gar nichts gegen Chancengleichheit. Im Gegenteil: Die soziale Herkunft der Kandidaten, so beteuert er, spiele beim Bewerbungsgespräch die gleiche Rolle wie ihre Weltanschauung, nämlich keine. „Aber es gibt nun mal keine Gleichheit der Begabung oder des Engagements. Wir brauchen eine Elite, um die Schwachen mit durchzuziehen.“

  • Quelle DIE ZEIT, 1.3.1985 Nr. 10

Auf Unternehmer studieren

1/1/1990

 
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Der Mond über Herne Zwo

1/1/1990

 
Auf der Suche nach Wanne-Eickels diskretem Charme von Uwe Knüpfer

Aktualisiert 28. Juni 1985  08:00 Uhr  Nichts ist so schön wie der Mond von Wanne-Eickel.“ Und weiter? „Die ganze Luft ist erfüllt von ew’gem Mai. Und jede Nacht am Kanal von Wanne-Eickel ist voller Duft wie die Nächte von Hawaii.“

Für Hohn kann das nur halten, wer von Wanne-Eickel keine Ahnung hat. Die Einheimischen sehen in dem Schlager, mit dem Friedel Hensch und die Cypris den Ort 1961 berühmt machten, ihre Nationalhymne, die witzigste der Welt. Auch wenn sie verlegen schmunzeln – das Mondlied spricht den Menschen in Bickern und Wanne aus der Seele, und wenn sie was getrunken haben, im Bayernzelt der Cranger Kirmes vielleicht, singen sie alle, alle mit. Drei junge Frauen, Wannes reger Musikszene verhaftet, brachten es zu lokaler Berühmtheit im letzten Jahr auf der Kirmes. Sie nannten sich „Luna Sisters“, und besorgten dem Liedchen vom Mond ein grandioses Comeback. Die Wanner waren aus dem Häuschen.

Ganz laut mitgesungen, dafür gibt es Zeugen, hat Helmut Hellwig, Wanner von Geburt, gelernter Postler und seit Jahren direkt gewähltes Mitglied des Landtags. Die politischen Finessen hat er, nicht untypisch für Wanne, bei den „Falken“ erlernt, der sozialdemokratischen Kinder- und Jugendorganisation. Das Mondlied gefällt ihm: „Wer schon mal am Kanal poussiert hat, so wie ich, kann das nur positiv empfinden.“

Ihr rotverklinkertes Einfamilienhaus haben Helmut Hellwig, Enkel eines Bergmanns, und seine Frau, Tochter eines Bergmanns, ganz nahe der Gegend gebaut, in der beide aufgewachsen sind. Warum ist einer wie Hellwig, der gewiß auch anderswo Karriere hätte machen können, Wanne-Eickel immer treu geblieben? „Woanders hätten wir Heimweh.“ Und dann, das ist für ihn das Größte, hat er doch neulich bei einem Spaziergang zum erstenmal seit vielen Jahren wieder eine Nachtigall singen gehört! Daß sie die Nestwärme einer Kleinstadt spüren dürfen, inmitten der toleranten Riesenstadt Ruhrgebiet, das vor allem anderen mag es sein, was Wanne-Eickeler in Wanne-Eickel hält. Andere kleben aus dem gleichen Grund an Castrop-Rauxel oder Gelsenkirchen-Schalke.

Nein, Wanne-Eickel ist gewiß nicht auf die Weise schön, wie es Würzburg oder Bamberg ist. Nicht einmal das kommunale Werbeamt behauptet das. Schüchtern-trotzig setzt man dort auf die stille Einsicht des Fremden, daß kein Ort in Wahrheit so schaurig sein kann, wie der Name „Wanne-Eickel“ klingt.

Dem Fremden fällt hier vor allem auf, wie leicht er einen Parkplatz findet. Eine schmale Seitenstraße des Haupteinkaufsboulevards, nach Mozart benannt, trug einst ein sehenswertes Glasdach. Schon seit einem halben Jahrhundert ist es nur noch auf Ansichtskarten zu bewundern. Heute, da Einkaufspassagen eine Renaissance erleben, trauern die Wanner ihrer demontierten nach.

Wie zum Trost haben sie die Mozartstraße wenigstens vom Autoverkehr befreit. So hat auch der kleine kreisrunde Platz in ihrer Mitte seine Ruhe zurück. Er erinnert an ein intimes Theater, in dem gerade nichts gegeben wird. Der Passant steht auf der Bühne, die Balkone in den eingewölbten Jugendstilfassaden links und rechts könnten Logen sein. In einem Haus eine Kneipe – sie heißt „Zauberflöte“. Gegenüber, hinter vergilbten Plakaten, residiert die DKP.

Lieblos wirkt der Rest der City, ausgestorben nach Geschäftsschluß. Das Leben der Wanne-Eickeler spielt sich hier nicht ab. Da lohnt schon eher ein Bummel durch die Zechen-Kolonie in Röhlinghausen. Winzige Armeleutehäuschen inmitten großer Gärten, gegenüber Villen, einst gebaut für das höhere Bergbaupersonal. Die Holzläden der Häuschen sind dunkelgrün, ihre Türen international: Hier scheint ein Dali-Fan zu wohnen, nebenan ein Western-Freund, dort ein Kakteenzüchter. Welch tiefe Wahrheit ruht im deutschen Schlager: „Ich kenn’ die ganze Welt, von Rio bis Port Said, ich kenn die Côte d’Azur, die Rosen von Athen ...“

Der Rentner auf dem Küchenstuhl vor seiner weinumrankten Laube sitzt dort schon die ganze Zeit, ohne irgendwas zu tun. Es sieht nicht so aus, als würde sich daran bis zum Mittagessen etwas ändern. Warum mäht er nicht wenigstens den Rasen oder liest die Zeitung?

Sein Nachbar bosselt am Taubenschlag herum, einem umfunktionierten Bauwagen. Er tut das mit jener bedächtigen Ausdauer, die dem Bergmann unter Tage anerzogen wird.

Jahrhundertelang gab es hier nichts als Ackerland und Sumpfgelände. Darauf dämmerten Dörfchen wie Eickel, Bickern, Wanne und Crange. Daß zwei von ihnen, per Bindestrich verbunden, einmal Großstadt spielen sollten, erscheint rückblickend wie ein Irrtum der Geschichte. Crange, immerhin, war schon im späten Mittelalter zu regionalem Ruhm gelangt. Es hatte ihn den „Emscherbrücher Dickköppen“ zu verdanken, Wildpferden, die in den von Menschen gemiedenen Auwäldern des einst idyllischen Emschertales lebten. Sie waren, gefangen und gezähmt, als willige und ausdauernde Arbeitstiere weithin geschätzt. In Crange wurden sie verkauft.

Aus dem Pferdemarkt, alljährlich abgehalten am Laurentiustag, dem 10. August, wurde die „Cranger Kirmes“, das Oktoberfest des Ruhrgebiets. Niemand zweifelt daran, daß die inzwischen 550. Kirmes auch in diesem Jahr wieder über 400 Schausteller und mehr als drei Millionen Besucher nach Herne locken wird.

Nach Herne, ja, denn die Stadt Wanne-Eickel gibt es nicht mehr. 1974, während der großen nordrhein-westfälischen Gebietsreform, ging sie, um eine Eingemeindung nach Bochum zu vermeiden, mit der nur wenig größeren Nachbarin eine „Städteehe“ ein. Herne stellte den Namen und das Rathaus, Wanne-Eickel den Oberbürgermeister und das Wappentier. Inzwischen ist ein neuer OB im Amt, einer, der aus Herne stammt.

Wanne-Eickel, die selbständige Stadt, war das Kunstprodukt einer anderen Gebietsreform gewesen, der von 1926. Damals lebten in Röhlinghausen, Bickern, Eickel, Crange, Holsterhausen und Wanne rund hunderttausend Menschen, mehr als zehnmal soviel wie nur fünfzig Jahre zuvor. Die Zechengesellschaften waren von der Ruhr aus nordwärts gewandert und hatten die Emscherdörfer anschwellen lassen. Rund um die Gruben entstanden Bergmannssiedlungen. Rasch überwucherten sie die Überbleibsel feudaler Vergangenheit. Die Bauern machten Kohle. Ihre Namen verschwanden aus den Grundbüchern und tauchten auf Straßenschildern wieder auf.

Den Abbau der echten Kohle besorgten Gastarbeiter. Angeworbene Malocher strömten an die Emscher. Zuerst aus Thüringen und Hessen, seit den späten achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts aus den „deutschen Ostgebieten“. 1918 gab hier bald jeder dritte „Polnisch“ als Muttersprache an.

Die Werber der Zechengesellschaft lockten mit Arbeit und guten Wohnbedingungen. Mietskasernen wie in englischen Industrierevieren wurden nicht benötigt. An Baugrund war kein Mangel. Das ist heute noch zu spüren. Die „dichtbesiedeltste Stadt Europas“ stellt man sich anders vor. „Verdichtete Bebauung“, eine der architektonischen Totschlag-Parolen der siebziger Jahre unseres Jahrhunderts, ist selten zu finden in Wanne-Eickel. Zumindest im Sommer wirken weite Teile der Stadt durch und durch grün.

Im Ortsteil Röhlinghausen, einst beherrscht von Mannesmann und der Zeche Königsgrube, ist es ruhig geworden. Eigentlich hatte die Stadt, wie vom Bergbau gewünscht, das Zechengelände in eine Abraumdeponie verwandeln wollen. Eine Bürgerinitiative aber verlangte nach Ruhe und Grün, „und zwar sofort“, und sammelte dafür fast so viele Unterschriften, wie der Stadtteil Bürger hat. Das gab dem SPD-Ortsverein, traditionell allem Neuen gegenüber skeptisch und der IG Bergbau hörig, denn doch zu denken. Er schwenkte um. Auch die Genossen im Rathaus, erst pikiert, folgten bald dem neuen Kurs.

Aus dem Zechengelände wird jetzt eine Grünanlage, und zusätzlich gab die Landesregierung viel Geld für „Maßnahmen der Wohnumfeldverbesserung“ her. Aus Hinterhöfen wurden Plätze, Fassaden bekamen neue Anstriche. Noch nie seit den Zeiten der Zechenwerber hatten die Röhlinghauser soviel öffentliche Zuwendung erfahren.

Als die Zechen starben – 1976 machte der letzte Pütt von Wanne-Eickel dicht blieben die Zechengesellschaften und ihre Rechtsnachfolger doch die größten Grundstücksherren der Gemeinde. Jahrzehntelang war hier ohne sie nichts gelaufen. Hier wurde gebaut, was der Bergbau brauchte und wie er es wünschte. Und was er nicht brauchte, das wurde nicht gebaut.

Erst in den sechziger Jahren begann die Stadt ein Eigenleben zu führen. Sie kaufte Grundstück auf Grundstück und begann zu bauen; der Kumpel würde sagen, „auf Deibel komm raus“. Vor allem Schulen, vierzehn an der Zahl. Aber auch Kindergärten, Jugendheime und eine der ersten Fußgängerzonen der Republik.

Heute ist der Baurausch längst verflogen. Geblieben sind die Schulden, ist aber, bei den Stadtvätern, auch das Gefühl, die Eile sei vonnöten gewesen. Es galt, Zuschüsse von Bund und Land zu ergattern, solange deren Säckel prall gefüllt und die Finanzminister freigebig waren.

Wenn etwas auffällt bei einer Fahrt durch Wanne-Eickel, dann ist es die ungewöhnlich hohe Zahl von Schienen und Schranken. Sie erinnern an Wannes glanzvolle Zeiten als wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Doch auch das ist passé. Intercity-Züge halten hier nicht, auch wenn Wanne-Eickel als wohl einziger Stadtteil der Bundesrepublik noch immer einen eigenen Hauptbahnhof besitzt. Der Bundesbahn scheint es zu mühsam, aus ihren Streckenplänen den „Hbf Wanne-Eickel“ zu streichen und ihre Züge nur noch nach Herne 1 rollen zu lassen. Und die „Alt-Herner“ denken natürlich nicht im Traum daran, auf ihren eigenen Hauptbahnhof zugunsten des größeren im Vorort zu verzichten. Uwe Knüpfer

  • Quelle DIE ZEIT, 28.6.1985 Nr. 27

Technologiezentren - Der kleine Unterschied

1/1/1990

 
Junge Unternehmer können auch ohne staatliche Alimente gedeihen von Uwe Knüpfer

Aktualisiert 13. Dezember 1985  07:00 Uhr  Von Uwe Knüpfer

In einen alten Backsteinbau, verwitterndes Monument der großen industriellen Vergangenheit der Stadt, in der er steht, ziehen neue, zu den schönsten Hoffnungen berechtigende Unternehmen ein. Eine Industriebranche mausert sich zum Hoffnungsträger. Junge, unternehmenslustige Menschen füllen das Gemäuer mit High-Tech. Schon macht sich Aufbruchstimmung breit, wo vor noch nicht allzu langer Zeit Trauer und Ratlosigkeit herrschten.

Ein Technologiezentrum, das in Idee und Zielsetzung vielen ähnlichen Einrichtungen in Berlin und im Bundesgebiet sehr ähnlich ist und sich dennoch in einem ganz wesentlichen Punkt davon unterscheidet: Im Technologiezentrum Ruhr (tzr) steckt nicht eine Mark an Subventionen. Es ist die Frucht einer Privatinitiative. Der Stadt Bochum ist das tzr irgendwie in den Schoß gefallen.

Schöpfer des erstaunlichen Zentrums und sein guter Geist in einem, dem Typ Herbergsvater nicht unähnlich, ist Hans Georg Schlaeger. 1970 hat der gelernte Kaufmann, damals 35jänrig, sich in der Sparte Maschinen- und Apparatebau selbständig gemacht. Drei Jahre später nutzte er die günstige Gelegenheit, die unmittelbar am Ruhrschnellweg gelegene Dreherei und Schmiede der stillgelegten Kokerei „Carolinenglück“ in Bochum zu kaufen. Ein großes Gebäude, viel zu groß für Schlaeger allein. Zudem habe er bald – so erzählt er – „auf einem Haufen Maschinen gesessen, die schlecht ausgelastet waren“, als die Konjunktur sich auf den Weg in die Talsohle begab. So kam Schlaeger auf die Idee, einige seiner Räume zu vermieten, und zwar möglichst an solche Unternehmen, denen er und seine Dreher zuarbeiten konnten, Unternehmen zudem, die eine Zukunft zu haben schienen.

Es begann mit Voss electronic, einer Firma, die neuartige Verzinnungsanlagen fertigen und vertreiben wollte. Schlaeger übernahm es, die Anlagen zu bauen, Voss konzentrierte sich auf Vertrieb, Kundendienst und Marketing. Heute sind die Anlagen weltweit begehrt. Jedenfalls unterhält Voss electronic inzwischen sogar eine Niederlassung in Kalifornien.

Bald fanden sich weitere Interessenten. Worüber anderswo kompliziert zusammengesetzte Gremien lange palavern müssen – wer nämlich ins Zentrum aufgenommen wird –, das entschied Schlaeger anfangs ganz allein. Inzwischen sprechen alle Mieter mit: Die neuen Firmen sollen die alten ergänzen. Man will sich keine Konkurrenz ins Haus holen, weil es dann wohl bald mit der Offenheit untereinander aus wäre. Berlin ist stolz auf seinen Gründer-Stammtisch. „Den haben wir jeden Tag“, sagt einer der Bochumer Jungunternehmer.

Acht Unternehmen bewohnen mittlerweile die einstige Schmiede. Sie ist zu eng geworden, soeben wurde ein Anbau hochgezogen. Doch schon haben die tzr-Insassen ein Auge auf eines der Nachbargrundstücke geworfen. Sie kennen, sagen sie, eine Menge Leute, etwa an der Bochumer Ruhr-Universität, die sich gerne selbständig machen und bei ihnen niederlassen würden. Existenzgründer, die das technische Spektrum des tzr erweitern würden.

Bisher finden sich hier, neben Schlaeger und Voss, Fachleute für die Mikrowellenanwendung, Plasmaphysiker, der Konstrukteur eines neuartigen keramischen Gasmotors, Produzenten von speicherprogrammierbaren Steuerungen, Hydraulikexperten und ein „Büro für Umweltschutz und Verfahrenstechnik“.

Dessen Inhaber ist der promovierte Ingenieur Friedhelm Sporenberg. Er vermarktet hier die Kenntnisse, die er beim Aufbau eines gleichnamigen Instituts an der Universität Essen gesammelt hat. Ein knappes Jahr nach seinem Einzug ins tzr beschäftigt er bereits sieben festangestellte und zwei freie Mitarbeiter; in der Mehrzahl ehemalige Studenten von ihm. Sein Büro entwirft, im Auftrag mittelständischer Industrieunternehmen, maßgeschneiderte Anlagen zur Luftreinhaltung und Abwasserreinigung. Es sei „recht gut im Geschäft“, meint Sporenberg, bescheiden lächelnd.

Insgesamt 52 feste Arbeitsplätze bietet das tzr zur Zeit. Zum Vergleich: Das Berliner BIG, das noch immer mit Abstand erfolgreichste der von Politikern kreierten und mit Steuergeldern unterstützten Technologiezentren, beherbergt derzeit 28 Firmen mit zusammen rund 150 festen Arbeitsplätzen.

Für die subventionierte Konkurrenz haben Schlaeger und seine Mieter aber nur Hohn und Spott übrig. Bei der gehe es zwar oft schneller voran, meint etwa der Physiker Hans Beerwald, ein ehemaliger Mitarbeiter der Kernforschungsanlage Jülich, aber dafür werde von vornherein in Kauf genommen, daß ein Großteil der unerfahrenen Existenzgründer, die dort einziehen, nach wenigen Jahren mit einem gewaltigen Schuldenberg auf dem Rücken wieder aufgeben müssen.

Schlaeger, der bekennt, eine „Heidenangst vor der Bürokratie“ zu haben, gesteht den Landespolitikern und Bürgermeistern, die gegenwärtig ihr Heil in der Gründung solcher Zentren suchen, zwar zu, daß sie guten Willens seien, doch „sie verschwenden Steuergelder“. Dabei sind die Mieten selten so niedrig wie im tzr, wo fünf Mark pro Quadratmeter verlangt werden.

Allerdings, das muß zugegeben werden: Dem tzr fehlt es an jedem Chic. Rein äußerlich verhält es sich zu Innovationskathedralen wie etwa dem Technologiezentrum Dortmund mit seinen Baukosten von rund zwanzig Millionen Mark wie ein Fiat 500 zu einem Lamborghini-Zwölfzylinder – aber eben nur äußerlich. Bürgermeistern falle, denken sie an „Zukunftstechnologien“, immer nur die Mikroelektronik, bestenfalls noch die Robotik ein, glaubt Schlaeger. Dabei seien das „längst abgefahrene Züge“, wer erst einmal „fünf Jahre an der Satzung des Trägervereins arbeitet“, bevor er ein Zentrum eröffnet, sei meist fixiert darauf, immer nur das zu kopieren, was in Japan schon läuft. Schlaeger hält das für die falsche Methode, die deutsche Wirtschaft renovieren zu wollen.

Ähnlich gestelzt kommt ihm der Versuch vor, über sogenannte Transferstellen das in den Hochschulen angeblich massenhaft brachliegende Know-how von dort in die Wirtschaft zu lotsen. Da könne man ebensogut Schilder in der Wüste aufstellen, auf denen steht, dort solle es bald üppig grünen.

Technologiezentrum nennt sich die Bochumer Gemeinschaft der High-Tech-orientierten Kleinunternehmer erst seit knapp einem Jahr. Der Vorschlag kam von der örtlichen Industrie- und Handelskammer. Aber natürlich hatten auch Schlaeger und seine Kollegen längst bemerkt, daß ihr seit geraumer Zeit im Stillen realisiertes Konzept anderswo als neue Wunderwaffe im Kampf gegen Verkrustungserscheinungen der Wirtschaft elegisch gepriesen wurde. Inzwischen bereuen sie jedoch die Namensgebung fast schon wieder. Der schöne Titel bringt nämlich auch Probleme.

Die Stadt Bochum muß mit der peinlichen Tatsache fertigwerden, daß sie schon besitzt, was sie doch gerade erst planen wollte. Eigentlich sollte in Uni-Nähe ein ähnlich schickes Zentrum entstehen, wie es Dortmund hat. Und was ist mit dem schönen Geld, daß die EG alten Stahlstandorten just für die Schaffung solcher Zentren bereitgestellt hat? Das droht jetzt an Bochum vorbei, ausschließlich in die Nachbarstädte zu strömen.

Mindestens muß jetzt rasch ein Trägerverein her für das tzr. Damit es bald ordentlich, nämlich „institutionalisiert“, an Kommune, Uni und Handelskammer angebunden ist. Schlaeger und die anderen scheinen durchaus bereit, der Vereinsgründung zuzustimmen, wenn auch unter Bauchschmerzen. Immerhin winkt die Aussicht, auf diesem Weg endlich an eins der begehrten Nachbargrundstücke zu kommen.

Vielleicht spendiert der Verein den tzr-Bewohnern ja auch eine zentrale Telephonanlage – bisher hat jeder seinen eigenen Anschluß – und läßt einen Innenarchitekten kommen, der für das vornehme Äußere sorgt. Dann fände das Bochumer Selfmade-Zentrum möglicherweise auch vor den Augen der Mitarbeiter des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) Gnade. Das Karlsruher Institut hat die derzeit gängigste Definition dessen ausgegeben, was ein echtes Technologiezentrum von einem schlichten Gewerbehof oder auch nur von einem Gründerzentrum unterscheidet. Danach, so Michael Meyer vom ISI, fällt das tzr durch alle Definitionsraster. So etwas ist schlicht nicht vorgesehen. Es fehlt der Manager und „das Beratungselement fällt raus“, sagt Meyer. Es mangele zudem an Gemeinschaftseinrichtungen, wie etwa der zentralen Telephonanlage oder einem Schreibbüro. Zudem sei der Bau „nicht so repräsentativ. Das ist ja oft ein Problem.“

Aber auch Friedhelm Sporenberg, der Umweltschutz-Ausrüster mit Geschäftskontakten quer durch die ganze Republik, hat ein Problem. Er will den Zusatz „Technologiezentrum Ruhr“ wieder aus dem Briefkopf seines Unternehmens streichen: „Leute, die uns nicht kennen, denken sonst, das sei wieder eine dieser jungen Firmen, die zu schwach sind, um auf eigenen Füßen zu stehen.“ So etwas habe er leider schon hören müssen.

Hans Georg Schlaeger will mit dem Titel Technologiezentrum aus ähnlichen Überlegungen heraus ebenfalls auf keinen Fall Reklame machen: „Am Ende werden wir mit Berlin und Syke in einen Topf geworfen.“

  • Quelle DIE ZEIT, 13.12.1985 Nr. 51
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