Nun ist Naumann gescheitert; zum Teil an sich selbst, zum Teil aber auch daran, dass zu unklar blieb, was seine Aufgabe war.
Naumann ist ein Feuilletonist, ein Mann des Wortes und der Texte. Geistreich, elegant, weltläufig. Schröder stand er gut.
Berlin tat es gut, dass Naumann wirbelte. Fast zwei Mrd Mark schaffte Naumann für Berliner Museen, Gedenkstätten und Musentempel an, und das unter den kritischen Augen des Sparkommissars Eichel.
Die Hauptstadt wird es Naumann danken, der nun nach Hamburg ziehen will, um dort Mitherausgeber einer Wochenzeitung - Die Zeit - zu werden.
Naumann brachte Ästhetik in die Politik und nach Berlin, oder zumindest schien es so. Doch je erfolgreicher er Berlin dekorierte, desto misstrauischer wurde er von außerhalb der Hauptstadt aus beobachtet. Weil man dort weiß, dass auch in der Kulturpolitik eine Mark nur einmal ausgegeben werden kann: entweder in Berlin oder der Provinz.
Als Naumann dann noch - in der Zeit - gegen die Kulturhoheit der Länder polemisierte (Verfassungsfolklore), brach ein Sturm der Entrüstung los.
Berlin ist nun Regierungssitz. Eine Mehrheit des Bundestages hat es so gewollt. Doch eine Hauptstadt, die alles an sich zieht - Geld und Geist, die besten Regisseure, die Eliten dieser Republik -, die will die Mehrheit der Deutschen nicht. Das hat Naumann nicht begriffen.
Sein Amtsnachfolger Julian Nida-Rümelin war bisher Kulturreferent in München. Das lässt hoffen, dass Deutschland sich auch künftig viele heimliche Hauptstädte gönnt.