Im Verhältnis vier zu eins hat George Bush Bill Clinton ausgestochen, in der letzten Nacht des republikanischen Parteitags. Jedenfalls nach der Zahl der Luftballons. über 200000 Ballons schwebten von der Decke des Astrodomes in Houston, als der Präsident der USA seine Rede beendete. Die Rede seines Lebens, wie es vorher geheißen hatte. Die Rede, die darüber entscheiden könnte, ob George Bush eine Chance hat, im November wiedergewählt zu werden. Die Demokraten hatten es im Juli in New York nur auf 50000 Luftballons gebracht.
Es war eine kraftvolle Rede, eine Rede voller Selbstvertrauen, gespickt mit Witz. Eine Rede, wie sie die amerikanischen Wähler von George Bush lange vermißt haben. Ein Delegierter aus Illinois: "Das war genau das, was ich hatte hören wollen."
Der Präsident brachte zunächst seine außenpolitischen Taten in Erinnerung. Den Fall der Berliner Mauer rechnete er sich an, die Friedensgespräche zwischen Arabern und Israelis, die Befreiung aller Geiseln im Libanon. Daß Saddam Hussein trotz Golfkrieg noch immer im Amt ist, überspielte er geschickt, indem er von einem Tyrannen sprach, der nun im eigenen Land eingemauert sei wie in einem Gefängnis.
Und er hielt dagegen, was sein Gegner von den Demokraten aufzuweisen habe an Erfahrung in Sicherheitsdingen: Bill Clinton sei "der Chef der Nationalgarde von Arkansas", einer, der "auf seinen Nägeln kaut", wenn es ernst wird, der "ins Rutschen kommt, sobald der Boden schlüpfrig wird." U-S-A, U-S-A, erschallten die Rufe des Fußvolks, patriotische Gefühle durchwehten die Halle.
Die Parteitagsregie hatte nichts dem Zufall überlassen. Selbst handgemalte Schilder waren vorgefertigt, Sprüche wurden eingeübt, über Funkgeräte kam das Kommando an die Jubler im Saal, wenn es Zeit war zu skandieren: "Four more years!" - Vier Jahre mehr!
Sehnlich erwartet wurde von Bush, daß er sagt, wie er die Nation aus ihrem wirtschaftlichen Jammertal zu führen gedenkt. Indem er Amerika "sicherer und stärker" macht, versprach er, indem er die Steuern senkt und den Bürgern die Möglichkeit gibt, zehn vh ihrer Abgaben für den Abbau der Staatsschulden festzulegen.
Erwartet wurde auch, daß der Präsident nicht weiter immer nur andere - den demokratisch kontrollierten Kongreß, die Presse, das Ausland, die vielen Rechtsanwälte im Land - für die Misere verantwortlich macht, in der sich Amerika wähnt. Ja, er habe einen Fehler gemacht, entsprach Bush auch dieser Erwartung. Einen Fehler, indem er 1990 einer "demokratischen Steuererhöhung" zustimmte, obwohl er doch im Wahlkampf versprochen hatte: "No more taxes!"
Den Fehler einräumend, bat Bush sogleich um Vertrauen. Wem, fragte er die Wähler, könnten sie wohl eher vertrauen: Jemandem, der einmal einen Fehler gemacht hat und ihn bereut, oder jemandem, "der 128 mal Steuern und Abgaben erhöht hat und jedes mal seinen Spaß daran hatte"? Damit war, natürlich, Bill Clinton gemeint, in seiner Eigenschaft als Gouverneur von Arkansas. Arkansas hat eine der niedrigsten Steuerquoten der USA, nach zwölf Jahren Clinton-Regierung. Aber wer achtet im Wahlkampf schon auf Details?
Clintons Wirtschaftsprogramm brandmarkte Bush kurzum als "Elvis-Economics". Einzelheiten schenkte er sich. Sollte sich Amerika auf Clintons Pläne einlassen, müsse es demnächst im "Heartbreak Hotel" absteigen, prophezeite der Präsident. Der Saat tobte. Clinton bezeichnet sich als Elvis-Presley-Fan.
Clinton war, im Geiste, allgegenwärtig während dieses Parteikongresses. Vizepräsident Quayle kopierte bis in Details die Rede und den erfolgreichen Vorstellungsfilm des demokratischen Präsidentschaftskandidaten, als er sich seinerseits seinen Delegierten vorstellte - als einer, der auch ganz anders sei, als sein öffentliches Image vorgaukelt. Der Film zeigte Dan Quayle als Kleinkind auf Rollschuhen, hinfallend, wieder aufstehend, hinfallend, wieder aufstehend. In seiner Rede machte Quayle, Sohn einer Verlegerfamilie, geltend, auch er stamme - wie Clinton - aus mittelständischen Verhältnissen. Wie Clinton und dessen Vize-Kandidat Gore verwies er auf tragische Ereignisse - seine Schwiegermutter starb an Krebs -, die den Zusammenhalt der Familie doch nur gestärkt hätten. Von den Demokraten entlieh er gar den Slogan: "It„s time for them to go" - Es ist Zeit für sie zu verschwinden. Die Demokraten meinten damit ihn und Bush. Quayle meinte den demokratisch kontrollierten Kongreß.
Wechsel ja, war die immer und immer wiederholte Formel der Republikaner, aber nicht im Weißen Haus, sondern im Kongreß. Wählt die Demokraten ab, diese spendierfreudigen Bürokraten, und eine republikanische Mehrheit hinein, und Präsident Bush kann daheim so erfolgreich sein wie zuletzt im Ausland!
Wechsel, warnte der frühere Präsident Gerald Ford, 1976 abgewählt und durch den Demokraten Jimmy Carter ersetzt, Wechsel könne auch heißen: 13 vH Inflation, 17 vh Hypothekenzinsen. Wechsel könne auch heißen: "eine vierjährige Katastrophe". Was die Regierungsjahre Carters in den Augen vieler Wähler waren.
Amerika, nahm Bush den Faden auf, "braucht keinen Carter II". Es könne nun wählen: zwischen dem Sonnenuntergang mit den Demokraten und dem Sonnenaufgang. Den werde es erleben, wenn er, George Bush, im Januar zurückkehren kann ins Weiße Haus, für eine zweite Amtsperiode.
Für die Los Angeles Times ist sie "der eine leuchtende Punkt" im Weißen Haus des George Bush: Barbara, die Frau des Präsidenten. Im Gegensatz zu ihrem Mann ist sie ungebrochen populär. Auf Drängen der republikanischen Parteitagsstrategen sitzt sie in Houston möglichst oft in der Präsidentenloge. Damit ihr Bild so häufig wie möglich im Fernsehen erscheint. Und nicht nur das. Normalerweise dürfen Politikergattinnen nur stolz aufblicken zu ihrem Mann, während der das Wort hat. Am Mittwoch sprach Barbara Bush zu den Delegierten der republikanischen Partei.
Ihr offizieller Titel ist "First Lady". Die Amerikaner haben ihr einen zweiten Ehrentitel gegeben: "Großmutter der Nation". Barbara Bush ist 67 Jahre alt, sie hat fünf Kinder und zwölf Enkel. Im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin als First Lady, zu Nancy Reagan, will Barbara Bush nie jünger aussehen, als sie ist. Ihr stets sorgfältig onduliertes Haar ist von strahlendem Weiß.
Seitdem sie die Highschool verlassen hat, ist Barbara Bush, geborene Pierce, nicht von der Seite ihres Mannes gewichen. Rund zwei Dutzend mal ist sie mit ihm umgezogen, zuletzt ins Weiße Haus. Einen Beruf hat sie nicht erlernt, es sei denn den der Politikergattin.
Auf Fragen antwortet sie ungekünstelt, erfrischend geradeheraus, mit Humor. Barbara Bush hat ein Buch geschrieben, in dem ihr Hund Millie beschreibt, wie es sich lebt im Weißen Haus. Es verkauft sich prächtig.
In Interviews betont Frau Bush stets, die Politik mache ihr Mann, sie spreche nur für sich selbst. Aber manchmal fügt sie hinzu: "In diesem Punkt auch für George." Gelegentlich bleibt das nicht ohne Folgen.
Etwa, als sie pünktlich zum Nominierungsparteitag rundweg erklärte, das Thema Abtreibung habe in einem Parteiprogramm nichts zu suchen. Zur gleichen Zeit schrieben die Republikaner gerade in ihre Wahlplattform, Abtreibung sei von übel und gehöre bestraft.
Der Wahlkampfstab des Präsidenten zeigte sich von den Äußerungen der First Lady überrascht. Sie seien nicht abgesprochen gewesen, hieß es. Aber sie hatten den nützlichen Effekt, daß sich nun jeder - sei er pro oder contra das Recht auf Abtreibung - bei den Republikanern wohl fühlen kann. Die einen dank der Wahlplattform, die anderen dank Barbara Bush.
Die Präsidentengattin verliert selten ihr freundliches Lächeln. Nur als in der letzten Woche die alten Gerüchte, ihr Mann habe in den achtziger Jahren eine Affäre mit einer Mitarbeiterin gehabt, in die Schlagzeilen kamen, war sie wütend. Ob sie jetzt Sympathie für die Clintons empfinde, wurde sie gefragt. Bill Clinton, Bushs Gegenkandidat von den Demokraten, hatte im Frühjahr mit ähnlichen Schlagzeilen zu kämpfen. Ihm wurde ein Verhältnis zu einer Nachtklubsängerin unterstellt. Frau Bush gab zur Antwort: "Ich denke, es war falsch, diese Geschichten über die Clintons zu bringen. Ich habe das immer gesagt. Aber hier ist es anders. Dies ist eine Lüge!"
Barbara Bush sagt, sie verstehe nicht, wenn manche Beobachter sie für einen besseren Politiker halten als ihren Mann: "Das ist verrückt. Sie sollten George Bush lieben. Er ist wundervoll." Und: " Wir reden über Äpfel und Orangen. Was zählt, sind die Orangen. Ich bin der Apfel."
George Bush ist ein Mann mit vielen Adressen. Als Präsident der Vereinigten Staaten wohnt er an der Pennsylvania Avenue zu Washington, die Wochenenden verbringt er in seinem 26-Zimmer-Ferienhaus in Kennebunkport, an der Küste von Maine. Aber in Houston, in Texas, sagt George Bush, da ist er zuhause.
"Du kommst hierhin und fühlst, etwas geschieht," strahlte Bush am zweiten Tag des Parteikongresses der Republikaner. Da auf amerikanischen Parteitagen tagsüber, wenn niemand fernsieht, nicht viel passiert, tourte der Präsident durch seine Wahlheimat. Der Reporter tourte hinterher. George Bushens Worte im Ohr: "Du fühlst etwas positives."
Zunächst fühlt der Reporter wenig, jedenfalls nichts positives, denn es geschieht nichts. Er steht im Stau. öber ihm kreisen Hubschrauber, vor ihm kreisen Polizeilichter, irgendwo am Horizont rast eine Kavalkade schwarzer Limousinen vorüber: Der Präsident geht essen.
Am liebsten, heißt es, ißt er bei Otto. Otto„s Barbecue sieht von vorne aus wie eine Tankstelle und von hinten wie eine Tankstelle von hinten. Nur daß dort Resopaltische stehen und angeschraubte Stühle. Hier speist man mit den Fingern, billig und deftig. Der Präsident entschied sich für die "Gemischte Platte", Würstchen und Rindfleisch. Aus Zeitungsausschnitten, die an der Wand hängen, geht hervor, daß er am allerliebsten eigentlich die gegrillten Schweinerippchen mag. Dazu gibt es geschmorte rote Bohnen und Krautsalat. Und Bier. Der Präsident nahm Eistee.
Wer Bush-Fans sucht, bei Otto kann er sie finden. Alle Angestellten tragen Baseball-Käppis mit dem Aufdruck: "Otto„s - BBQ-Bier-Bush". BBQ heißt Barbecue.
Der junge Mann mit langem Haar, der einmal Bushs Nachbar werden könnte, trägt kein Käppi und wirkt eher gelangweilt. "Ja, das ist das vom Präsidenten," ringt er sich ab, ehe er verschwindet; in einem etwas windschiefen Haus. Die Straße, West Oak Lane South, hat große Schlaglöcher. Ein Grundstück, Nummer 9, ist unbebaut. Es gehört George Bush. Unter Eid hat er dem Finanzamt geschworen: "Nach Beendigung meines öffentlichen Dienstes in Washington, D.C., ist es unser Wille, nach Houston zurückzukehren und zu jenem Zeitpunkt auf jenem Grundstück ein Einfamilienhaus zu errichten."
Aha, hier also will der 41. Präsident der Vereinigten Staaten seinen Lebensabend verbringen. Früher oder später - je nachdem, wie die Wähler im November entscheiden.
Ruhig ist es. Nur Eichhörnchen huschen von Baum zu Baum. Die Parzelle ist so schmal, daß gerade zwei Autos davorpassen. Bushs Tennisplatz in Kennebunkport dürfte weitläufiger sein.
Hier ein bescheidenes Häuschen zu bauen, müßte erschwinglich sein für die Familie Bush. Zumal der Präsident schon mehr als 200000 Dollar an Steuern gespart hat, seit er jenen Eid geleistet hat. (So etwas steht in den USA in der Zeitung.) In Texas zahlen Bürger keine Einkommensteuer. Bürger ist, wer einen ständigen Wohnsitz in Texas nachweisen kann und glaubhaft versichert, er wolle hier später einmal ständig residieren. So wie George Bush.
Sein ständiger Wohnsitz ist das Houstonian, ein unauffälliges Hotel nicht weit vom künftigen Refugium. Es liegt hinter einer Koppel. Hier hält die örtliche Polizei ihre Pferde. Die Suite 271 haben die Bushs ganzjährig gemietet. Zu welchem Preis, ist unbekannt. Jedenfalls hat es dem Besitzer des Hotels nicht geholfen. Er hat sich kürzlich für Bankrott erklärt.
Vom Houstonian ist es nicht weit zu "Rice", dem Supermarkt, wo die Bushs einkaufen, wenn sie in Houston sind. Heißt es. Es heißt ja auch, der Präsident sei überrascht gewesen, als er im Vorwahlkampf in einem anderen Supermarkt eine Computerkasse mit Scanner sah. Angeblich erstmals im Leben. öbelwollende Pressemenschen haben ihm das als Weltfremdheit angekreidet, nach dem Motto: Der Präsident weiß nichts vom wirklichen Leben. Also, irgendwetwas stimmt hier nicht, denn der Reporter kann bezeugen: Auch im "Epicurean Market" von "Rice" wird per Scanner kassiert.
Inzwischen ist der Weg frei zu Otto„s. Der Präsident ist weitergezogen, zu einer privaten Party mit seinen 300 engsten Houstoner Freunden, im Museum der Schönen Künste. Bei Otto nagen jetzt wieder Familien mit Kindern an ihren Schweinerippchen, außerdem einige auffällig gekleidete Paare - und der Reporter aus Deutschland. Tief über seine Barbecuesoße gebeugt, mit einem Knorpel ringend, gelangt er zu der Einsicht, daß es in diesem Lokal dicke Menschen gibt und dünne. Die dünnen tragen alle gepflegte Frisuren, außerdem Buttons, Schildchen oder patriotische Hüte: Mhm, Parteitagsdelegierte. Während sie Schlange stehen - bei Otto herrscht Selbstbedienung -, lesen sie die Zeitungsausschitte an der Wand. Während sie kauen, blicken sie um sich, wie der Reporter. Die Dicken essen nur.
Wie hatte der Präsident gesagt? "Du kommst hierhin und fühlst, etwas geschieht." Jawohl, jetzt fühlt es auch der Reporter. Er hat sich bekleckert.
Anfang des Jahres behauptete eine frühere Kabarettsängerin, sie habe eine Affäre mit Bill Clinton gehabt. Bewiesen war nichts, aber alle Zeitungen und Fernsehsender berichteten darüber. Clinton, damals noch nicht offizieller Präsidentschaftskandidat der Demokraten, hatte anschließend lange mit der "Charakterfrage" zu kämpfen. Jetzt steht Präsident George Bush vor der Jennifer-Frage.
Gerüchte gab es seit Jahren. Daß Bush als Vizepräsident eine Affäre mit einer Mitarbeiterin hatte. Nur: Keine seriöse Zeitung, kein nennenswerter Sender berichtete darüber. Zu vage waren die Hinweise, zu entschieden die Dementis. Jetzt steht die Schmuddelgeschichte in allen Zeitungen, flimmert sie über alle Bildschirme. "USA Today", brachte sie groß auf Seite Eins.
Es begann als Fußnote in einem soeben erschienenen Buch, The Powerhouse, über die Wege und Umwege der Macht in Washington. Die Autorin, Susan Trento, behauptet, der ehemalige US-Botschafter in der Schweiz, Louis Fields, habe 1984 für Bush und seine Mitarbeiterin ein verschwiegenes Chateau besorgen müssen. Er fand ein Haus, das dem Sohn von Agha Khan gehört. Behauptet die Autorin des Buches.
Fields ist 1988 gestorben. Aber angeblich hat er dem Mann der Buchautorin 1986 ein Interview gegeben und dabei gesagt, ihm sei klar gewesen, daß Bush und seine Mitarbeiterin eine Romanze hatten.
Fotokopien der einschlägigen Buchpassage zirkulierten seither in Washington. Aber erst als eine New Yorker Boulevardzeitung am Dienstag mit der Balkenüberschrift "Die Bush-Affäre" aufmachte, wurde das Gerücht zum Wahlkampfthema.
Das Weiße Haus versuchte noch, im letzten Moment die Geschichte auszutreten. Vergeblich. Eine CNN-Reporterin nutzte Bushs Pressekonferenz mit dem israelischen Premierminister Rabin, um nach dem Wahrheitsgehalt der Story zu fragen. Bush reagierte aufgebracht, sagte erst, auf solche Fragen antworte er nicht, und dann: "Es ist eine Lüge."
Regierungssprecher Fitzwater kündigte später an, die CNN-Reporterin werde "nie wieder" im Umfeld des Weißen Hauses arbeiten. Aber da war der Damm gebrochen, nun stiegen alle Fernsehsender auf das Thema ein. Ein CBS-Reporter fragte Bush unumwunden: "Hatten Sie jemals eine Affäre?" Bush wich der Frage aus, sagte, er "warne" den Reporter, dieses Thema am Leben zu erhalten.
Die Dame, um die es im Fall Clinton ging, heißt Jennifer Flowers. Jennifer heißt auch die angebliche Bush-Freundin, Jennifer Fitzgerald. Sie war eine enge Mitarbeiterin des heutigen Präsidenten schon während dessen Jahre als Botschafter in China und dann zu Beginn seiner Vizepräsidentschaft. Heute ist Frau Fitzgerald, 59, stellvertretende Protokollchefin des US-Außenministeriums.
Erst vor kurzem hat der Bush-Stab die Gerüchte im Zusammenhang mit Clintons ehelicher Treue erneut in Erinnerung gebracht, via Presseerklärung. So rechtfertigt sich dieamerikanische Presse, Bush selbst sei es, der moralische Fragen, "Charakterfragen", zum Wahlkampfthema gemacht hat.
Bill Clinton nahm Bush in Schutz: "Ich mochte es nicht, als es mir angetan wurde, und ich mag es nicht, wenn es ihm widerfährt." Auf einem "persönlichen Niveau" nämlich könne er George Bush gut leiden, und auch dessen Frau Barbara.
Nur politisch sind die beiden Gegner. Und Bush konnte kaum schlimmeres widerfahren, als zehn Wochen vor der Wahl mit der Jennifer-Frage konfrontiert zu sein. Er steht jetzt dort, wo Bill Clinton vor einem halben Jahr stand: mit dem Rücken an der Wand.
NAFTA klingt nach freiem Handel, aber riecht nach Protektionismus.
Die neue Freihandelsozne von Kanada bis Mexiko wird größer sein als Europa und ungefähr ebensoviele Verbraucher umfassen. Während der Binnenmarkt schon 1993 Wirklichkeit wird, sieht das Nordamerikanische Freihandelsabkommen, das heißt NAFTA übersetzt, einen schrittweisen Abbau der Zölle und Handelsschranken bis ins nächste Jahrtausend hinein vor.
US-Präsident George Bush verspricht sich von NAFTA einen Kick für die amerikanische Wirtschaft - so wie schon die Aussicht auf den Binnenmarkt einst die ôkonomien Europas beflügelt hat. NAFTA-Skeptiker fürchten um den Bestand von Arbeitsplätzen im eigenen Land und um die Aufweichung sozialer und ökologischer Standards. Auch das klingt vertraut in europäischen Ohren.
Wahrscheinlich ist, daß die Kleinmütigen unrecht haben und George Bush recht. Wahrscheinlich ist aber auch, daß dies erst in einigen Jahren erkennbar wird. Um Bush über die Wahlhürde im November zu helfen, dafür kommt NAFTA zu spät und dafür ist der komplizierte Vertrag zu sperrig.
Unumstritten ist, daß Nordamerikas Wirtschaft als Ganzes betrachtet von dem Markt ohne Grenzen proftitieren wird. Nur müssen sich die Amerikaner selbst an diese Sichtweise erst noch gewöhnen.
Auf den ersten Blick ist NAFTA ein Sieg des Gedankens vom freien Handel, eine Niederlage des Protektionismus. Mit der Existenz von NAFTA und dem weiteren Zusammenwachsen Europas wächst jedoch auch die Gefahr, daß zwar die jeweiligen Binnengrenzen verschwinden, die Barrieren zwischen den Blöcken aber wachsen. Der vielbeschworenen "Festung Europa" stände dann eine Festung Amerika gegenüber. Der Idee vom freien Handel zwischen den Nationen, der Idee auch vom globalen Denken, könnte Schlimmeres kaum widerfahren.
Israels neuer Premierminister Yitzhak Rabin hat es verstanden, in kürzester Frist den traditionell kurzen Draht zwischen Israel und den USA zu reparieren. Zum Nutzen Israels und der Nahost-Friedensgespräche. Und möglicherweise auch zum Nutzen von George Bush. Für den US-Präsidenten waren die Bilder und Ergebnisse von Kennebunkport ein kleiner Triumph.
Rabins Vorgänger Schamir hat den Draht zwischen Washington und Tel Aviv gekappt, als er sich starrsinnig weigerte, den Bau neuer jüdischer Siedlungen in den besetzten Gebieten zu stoppen. Schamir wollte nicht einmal ausschließen, daß dafür amerikanische Kredite verwendet werden könnten. Für die Bush-Regierung, bemüht, Israelis und Palästinenser ins Gespräch zu bringen, von beiden Seiten als ehrlicher Makler akzeptiert zu werden, war das ein Stoß vor den Kopf. Bushs Friedensplan steht schließlich unter der öberschrift: Land für Frieden.
Rabin versicherte nun Bush in dessen Feriendomizil an der Küste von Maine, daß weitere Siedlungen nicht geplant sind. Bush sagte im Gegenzug die zurückgehaltenen Kreditgarantien in Höhe von zehn Mrd. Dollar zu.
Die Zeichen stehen jetzt günstig für die nächste Runde der Nahost-Friedensgespräche, die am 24. August in Washington begonnen soll. Bush hat Wert auf den Gesprächsort Washington gelegt, schon allein, damit die amerikanischen Wähler nicht übersehen, wem es zu danken ist, sollte einer der ältesten Schwelbrände der internationalen Politik tatsächlich ausgetreten werden.
Bush hat ein wenig Aufwind bitter nötig; nur Tage vor dem Parteitag der Republikaner in Houston liegt er in Meinungsumfragen weit abgeschlagen hinter seinem Herausforderer Bill Clinton von den Demokraten.
Bush ist ein nicht geringes Risiko eingegangen, als er Israel vor einem Jahr die erbetenen Kreditgarantien verweigerte. 30 Prozent der amerikanischen Juden haben ihn 1988 gewählt. Diese Stimmen braucht er im Herbst erneut, will er wiedergewählt werden.
In einem übertrifft George Bush seinen demokratischen Herausforderer Bill Clinton allemal. Wenn er, wie allgemein erwartet, am Donnerstag abend nächster Woche die Nominierung seiner Partei zum Präsidentschaftskandidaten annimmt, im gewaltigen Rund des Astrodomes zu Houston, wird er gleich dreimal zu sehen sein; einmal leibhaftig, zweimal überlebensgroß auf Bildschirmen hinter seinem Rücken. Clintons Demokraten begnügten sich mit einer Bildschirmwand.
Ab diesem Wochenende strömen die Republikaner in Houston zusammen, um Clinton das Fürchten zu lehren. Im Moment allerdings sind eher sie es, die dem 3. November entgegenzittern, dem Wahltag.
Seit dem Parteitag der Konkurrenz im Juli in New York liegt Clinton in den Umfragen vorn. Das ist normal. Parteitage bedeuten üblicherweise Aufwind für den Kandidaten. Aber Clintons Vorsprung enpuppt sich als außergewöhnlich groß und dauerhaft. Vor vier Jahren war der Vorsprung des damaligen demokratischen Präsidentschaftskandidaten Michael Dukakis in der Woche vor dem Parteitag der Republikaner von 17 auf 7 Prozentpunkte zusammengeschrumpft. Im November hatte dann Bush die Nase vorn.
Nun hoffen die Republikaner, daß sich die Geschichte wiederholt. Er sei ein Kämpfer, versicherte der Präsident einer zweifelnden Fernsehgemeinde, und: Er werde gewinnen. Bilder von Bush als Staatsmann, Themen wie Nahost, Jugoslawien, das Nordamerikanische Freihandelsabkommen erinnerten das Wahlvolk daran, daß sie in Bush einen Präsidenten mit großer außenpolitischer Erfahrung besitzen. Umstellungen im Wahlkampfteam sollen zusätzlich einen frischen Start signalisieren.
All das klang gut in den Ohren der Republikaner. Wäre da nicht stets auch irritierende Untertöne. Clinton laufen die Wähler den Umfragen zufolge nicht nur in den demokratischen Stammlanden zu, sondern auch in den Hochburgen der Republikaner. Und immer wieder quälen Bush Negativ-Berichte über die Bilanz seiner Regierungsjahre und über seine persönlichen Qualitäten.
Vor vier Jahren führte Bush die Dukakis-Demokraten mit dem "L-Wort" vor. Er brandmarkte sie erfolgreich als Liberale, sprich als unpatriotisch, weichlich, unzuverlässig, verschwenderisch. Diesmal sei es Bush, der das "L-Wort" fürchten muß, schrieb eine einflußreiche Ostküstenzeitung. L diesmal wie "landslide", Erdrutsch. éndert sich die Stimmung im Lande nicht gründlich während der letzten zwei Wahlkampfmonate, könnte Bush nicht nur die Wahl verlieren, sondern förmlich aus dem Amt gejagt werden.
Vor vier Jahren gelang es Bush, Dukakis an die Wand zu drängen. Diesmal sah sich Bush kurz vor dem Parteitag mit Schlagzeilen über sein angebliches Fremdgehen in die Defensive gedrängt.
Während die Demokraten mit Macht um die einst an Reagan und Bush verlorenen Wähler der Mitte werben, rücken die Republikaner zusammen, also nach rechts. In ihrer Wahlplattform, die in Houston beschlossen werden soll, verlangen sie, Abtreibung per Verfassungszusatz unter Strafe zu stellen. Sehr zum Entsetzen nicht nur vieler Frauen in den eigenen Reihen.
Houston soll nach dem Willen der Parteitagsregie nichts geringeres erleben als die Wiedergeburt des Kandidaten George Bush. Aber wie? (Eine Gruppe einflußreicher Republikaner, Minister und Senatoren darunter, ließ Bush einen detaillierten Vorschlag für ein radikales Programm zur Ankurbelung der Wirtschaft zukommen. Kernstück: massive Steuersenkungen. Nur beißt sich das sowohl mit Bushs dauerhaften Versicherungen, der Wirtschaft gehe es beständig besser, als auch mit seinem Versprechen, das gewaltige Haushaltsloch der USA zu stopfen.)
Republikanische Wahlkampfprofis rieten Bush, zum "Vision Thing" zu greifen. Der Nation glaubhaft zu machen, daß er eine Vorstellung davon hat, wie und wohin sich Amerikas verändern muß. Leider ist bekannt, daß Bush von Visionen nicht viel hält.
So glauben manche Republikaner, Bushs beste Waffe sei seine Frau. Barbara Bush ist im Gegensatz zu ihrem Gatten ungebrochen populär. Am Mittwoch soll sie das Podium erklimmen und den Delegierten und den Wählern vor den Fernsehgeräten erklären, warum sie George Bush vertraut. Und warum die Nation gut daran täte, das gleiche zu tun.
Andere Republikaner glauben schon lange nicht mehr, daß sie mit Bush die Wahl gewinnen können. Vergeblich blieben alle stillen Versuche, ihn zum Rückzug zu bewegen, Platz zu machen für einen anderen Kandidaten, für einen Phoenix aus der Asche.
Der Goldrausch ist zuende. Kalifornien steht vor der Pleite. Staatsbedienstete erhalten seit Wochen keine Schecks mehr, sondern eine Art staatliches Notgeld; Wechsel auf künftige Einnahmen. Wer kann, verläßt den Staat an Amerikas Westküste, der einst als golden galt, als Dorado aller Glücks- und Sonnensucher.
Eine halbe Million Jobs hat Kalifornien in den letzten zwei Jahren verloren. Jeder zehnte hier ist arbeitslos. Und das in einem Staat, der während der achtziger Jahre in den USA und weltweit als ein Muster galt: vollgestopft mit High-Tech-Industrie, verwöhnt vom Klima, traditionell tolerant gegenüber Minderheiten jeder Art, wohltätig gegenüber seinen Armen.
Nichts davon gilt mehr, wie nicht nur die blutigen Unruhen von Ende April in Los Angeles bezeugen. Selbst die Natur spielt nicht mehr mit. Bereits mehrfach bebte in diesem Jahr die Erde. Die Angst vor Big One, dem großen, alles zerstörenden Erdbeben, wächst. Hinzu kommt eine Dürre, die seit sechs Jahren anhält. Lachszuchtbetriebe mußten mangels Wasser aufgeben.
Und auch die als vorbildlich geltenden staatlichen Sozialprogramme sind gefährdet. Dem Staat fehlen in diesem Jahr rund elf Mrd Dollar. Die Einzelstaaten der USA sind gezwungen, ausgeglichene Haushalte vorzulegen. Der Weg in die Verschuldung ist ihnen versperrt. Es bleiben nur zwei Mittel: Steuererhöhungen und Einsparungen. Weil sich Regierung und Parlament über die richtige Mischung von beidem nicht verständigen können, ist Kalifornien nun seit mehr als 40 Tagen ohne Haushalt. Der Staat bezahlt seine Beamten mit Zetteln, auf denen steht, daß sie später Geld bekommen. Manche Banken weigern sich inzwischen, diese Wechsel anzunehmen.
Das Sparen und Steuererhöhen fällt den Kaliforniern deshalb so besonders schwer, weil sie beides schon hinter sich haben. Auch im letzten Jahr stand der Staat vor einem Haushaltsloch, 14 Mrd Dollar tief. Der republikanische Gouverneuer und das von den Demokraten beherrschte Parlament einigten sich auf einen Rettungsplan. Viele Steuern wurden drastisch erhöht, Sozialprogramme zusammengestrichen, ein Lohnstopp für Staatsbedienstete verfügt. Sie bekommen fünf Jahre lang Gehaltserhöhungen nur noch in Höhe des Inflationssatzes.
Doch ein Jahr später stellte sich heraus: Die Einnahmen flossen längst nicht so wie vorausberechnet. Der erwartete Wirtschaftsaufschwung blieb aus. Und die Schlange jener, die um staatliche Wohlfahrtsschecks anstanden, wuchs. Während Steuerzahler in andere Staaten mit niedrigeren Steuersätzen fliehen, rücken aus Mexiko und Südamerika Jahr für Jahr Hunderttausende von Neu-Kaliforniern nach; Habenichtse in der Regel.
Woher das Geld diesmal holen? Die Demokraten wollen vor allem an Zuschußprogramme für die Städte heran. Die Städte stöhnen; sie haben selber kein Geld. Gouverneur Wilson will zwei Mrd. Dollar aus dem Bildungsetat herausschneiden. Das wollen die Demokraten nicht mitmachen. Für den Vorsitzenden des Haushaltsausschusses im kalifornischen Parlament, John Vasconcellos, hieße das, "die Zukunft zu opfern".
1985 hielten drei von vier Kaliforniern ihren Staat für den "besten Platz zu leben". Heute denken das nur noch 30 vH. Und nicht wenige Kalifornier machen ihren Gouverneur, Pete Wilson, verantwortlich für den Abstieg. Wilson redet in schonungsloser Offenheit über die Probleme seines Staates. Er redet ihn herunter, glaubt nicht nur der Demokrat Gray Davis: "Kalifornien braucht einen Führer, keinen Kritiker."
Israels Premierminister Yitzhak Rabin hat bekommen, was er wollte. Er verließ Kennebunkport am Dienstag mit der Zusage des US-Präsidenten, Israel jene Kreditgarantien in Höhe von zehn Mrd. Dollar zu geben, die Bush Rabins Vorgänger Schamir verwehrte. Aber Rabin hat auch mitgebracht, wonach Bush verlangt hat. Und beide hatten mehr im Sinn, als "nur" die Nahost-Friedensgespräche wieder ins Rollen zu bringen. Obwohl allein das schon eine Menge wäre.
Rabin, erst vor wenigen Wochen ins Amt gewählt, hat es verstanden, in kürzester Frist den traditionell kurzen Draht zwischen Israel und den USA zu reparieren. Schamir hatte diesen Draht gekappt, als er sich starrsinnig weigerte, den Bau neuer jüdischer Siedlungen in den besetzten Gebieten zu stoppen. Er wollte nicht einmal ausschließen, daß dafür amerikanische Kredite verwendet werden könnten. Für die Bush-Regierung, bemüht, Israelis und Palästinenser ins Gespräch zu bringen, war das ein Stoß vor den Kopf. Bushs Friedensplan steht schließlich unter der öberschrift: Land für Frieden.
Rabin versicherte nun Bush in dessen Feriendomizil an der Küste von Maine, daß weitere Siedlungen nicht geplant sind. Damit sei sichergestellt, sagte Bush, daß die Kredite die Nahost-Friedensgespräche nicht gefährden. Rabin braucht das Geld dringend, um Wohnraum für die Hunderttausende von jüdischen Einwanderern zu schaffen, die aus der ehemaligen Sowjetunion nach Israel strömen.
Die Zeichen stehen jetzt günstig für die nächste Runde der Friedensgespräche, die am 24. August in Washington begonnen soll. Bush hat Wert auf den Gesprächsort Washington gelegt, schon allein, damit die amerikanischen Wähler nicht übersehen, wem es zu danken ist, sollte einer der ältesten Schwelbrände der internationalen Politik tatsächlich ausgetreten werden. Es wäre für Bush und seinen Außenminister James Baker ein großer, auch persönlicher Erfolg.
Bush ist ein nicht geringes Risiko eingegangen, als er Israel vor einem Jahr die erbetenen Kreditgarantien verweigerte. 30 Prozent der amerikanischen Juden haben ihn 1988 gewählt. Diese Stimmen braucht er im Herbst erneut, um wiedergewählt zu werden. Selbst jetzt noch demonstrierten konservative Juden mit Schiffen vor Bushs Ferieninsel. Sie demonstrierten gleichermaßen gegen Bush wie Rabin. Sie fürchten einen Ausverkauf israelischer Interessen. In Wahrheit sind sie die letzten, die den Friedensprozeß sabotieren. Palästinenser und Araber haben inzwischen wie Israels neue Regierung zu verstehen gegeben, daß sie an einem Erfolg der Gespräche interessiert sind.
Rabin denkt schon über den Tag des Friedensschlusses hinaus. Er ist in Washington nicht nur, um über Kredite zu sprechen.
Rabin ist auf der Suche nach einer neuen Art amerikanisch-israelischer Partnerschaft. Bisher war die Beziehung, wenn sie gut war, höchst einseitig. Der eine - die USA - gab, der andere - Israel - nahm. Die USA verstanden sich als Schutzmacht des kleinen Staates inmitten von Feinden. Das hat sich geändert, seit die USA Wert darauf legen, auch von den Arabern und Palästinensern als "ehrlicher Makler" in Nahen Osten akzeptiert zu werden.
Jetzt sucht Israel seinen Platz in der Neuen Weltordnung. Rabins Angebot an Washington: In uns habt ihr einen wirklich verläßlichen Partner. Er weiß, daß die USA angesichts von Bedrohungen wie der Irak-Krise für einen festen Stützpunkt im östlichen Mittelmeer dankbar sein müssen. Sie wären nicht längerauf die Dauerpräsenz von Fluzeugträgern angewiesen. Der Golfkrieg hat den Militärs im Pentagon zudem gezeigt, wie umständlich und teuer es ist, im Krisenfall den Nachschub um die halbe Welt transportieren zu müssen.
Israel strebt nun offenkundig eine Rolle in Nahen Osten an, die derjenigen der Bundesrepublik während des Kalten Krieges gleicht. Stützpunkt amerikanischer Interessen zu sein und sich gleichzeitig sicher zu wissen im Schatten der Schutzmacht.
Selten ruhten so große Hoffnungen auf einem Urlaubsplausch. USƒPräsident George Bush verbringt zwei Tage mit dem israelischen Regierungschef Yitzhak Rabin am Meer in Kennebunkport. Allein das schon ist eine gute Nachricht.
Die amerikanisch-israelischen Beziehungen waren zuletzt sehr getrübt. Sie waren getrübt, weil Bush die Nahost-Friedensgespräche von Anfang an ernst nahm, Rabins Vorgänger Schamir aber nicht. Jedenfalls sah das von Washington aus betrachtet so aus.
Bush brach mutig mit einer amerikanischen Tradition, als er Druck auf Israel machte. Als er verlangte, die jüdische Besiedlung besetzten Territoriums zu stoppen. Er nahm damit Kritik im eigenen Land in Kauf, er ging ein nicht geringes Risiko ein. Der Wahlsieg Rabins und dessen politischer Kurswechsel aber gaben Bush recht.
Jetzt könnte der angeschlagene Präsident vor dem größten wirklich selbstgemachten außenpolitischen Erfolg seiner Amtszeit stehen. Er hat ihn bitter nötig. Aber die Welt nicht minder.
Das Ende des Kalten Krieges, die deutsche Einheit, es waren Früchte, die Bush zufielen. Die Leistung des US-Präsidenten war: Er wußte sie aufzufangen, mehr nicht. Auch der Sieg im Golfkrieg wird Bush daheim kaum noch auf dem Habenkonto gutgeschrieben, seit klar ist, daß zwar die feudalen Verhältnisse in Kuweit wiederhergestellt wurden, sonst aber alle Probleme der Region ungelöst blieben.
Doch die Nahost-Friedensgespräche, deren nächste Runde Ende August in Washington beginnen soll, sind das ureigene Werk Bushs und seines Außenministers James Baker. Baker setzte das Vertrauen ein, das ihm während der Irak-Krise in der arabischen Welt zugewachsen ist. Aber ausgerechnet Israel blockierte unter dem trotzköpfigen Schamir den Fortschritt dieser Gespräche.
Rabins "Privatbesuch" in Kennebunkport demonstriert: Die Blockade ist beendet. Israel und die USA ziehen wieder an einem Strang - und in dieselbe Richtung. Frieden im Nahen Osten, Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern war nie so greifbar nah wie heute. Die Ferienbilder aus Kennebunkport könnten geschichtsträchtig sein.
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