Uwe Knüpfer
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Boykottiert facebook! Endlich!

7/2/2019

 
Im Januar 2015 ist folgender, für die Ruhrbarone geschriebene Text NICHT erschienen. Die Redaktion lehnte eine Veröffentlichung ab. Da er seither nicht an Aktualität und Richtigkeit verloren hat, erblickt er nun hier das trübe Licht des Internets:

Boykottiert facebook! Hört auf, nützliche Idioten zu sein!
 
 Facebook hat sich selbst ermächtigt, Jede und Jeden jederzeit überall zu kontrollieren. Nationale Parlamente sehen ohnmächtig zu. Ist also Widerstand unmöglich? Nein. Widerstand kann jede(r) leisten. Wir sollten damit beginnen, ab sofort keine kostenlose Werbung mehr für facebook zu betreiben.
 
Kaum eine Sendung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die nicht für facebook wirbt. Tausende deutscher Unternehmen verweisen Kunden auf ihren facebook-Auftritt. Vereine, Verbände, Parteien, private Medien tun das Gleiche. Sie alle betreiben das Geschäft einer unkontrollierten und bislang unkontrollierbaren Datenkrake. Willig und unbezahlt. Sie verhalten sich wie nützliche Idioten.
 
Das wäre nicht schlimm, vielleicht sogar gut, diente facebook uns allen. Wäre facebook eine Einrichtung der Vereinten Nationen oder so etwas wie eine globale ARD: öffentlich-rechtlich Allen gehörend. Die ganze Welt umspannend, nicht nur Menschen, sondern auch Völker verbindend.
 
Das ist facebook aber nicht. Auch wenn es sich schönfärberisch „soziales Netzwerk“ nennt und uns alle anbiedernd duzt - es ist in Wahrheit ein schnödes gewinnorientiertes Unternehmen, dessen Manager nichts und niemandem gegenüber verantwortlich sind außer ihren Bossen: den Eigentümern. Ihre einzige Handlungsmaxime ist folgerichtig „shareholder value“, Neusprech für Profit.
 
Daran ist nichts Böses. Unternehmen müssen gewinnorientiert sein, wenn sie überleben wollen. Die facebook-Gründer waren clever und smart und verdienen dafür nicht nur Geld, sondern auch Applaus. Das befähigt sie aber nicht, demokratisch gewählte Regierungen zu ersetzen. Nichts und niemand legitimiert facebooks Zugriff auf Gedächtnis und Bewusstsein der Menschheit.
 
Demokratische Gesellschaften und ihre Parlamente debattieren erregt über Sinn und Unsinn, Chancen und Risiken der Vorratsdatenspeicherung. Sie machen sich lächerlich im Angesicht von facebook. Mittels einer schlichten eigenmächtigen Änderung „Allgemeiner Geschäftsbedingungen“ entmächtigt facebook Parlamente und Gesellschaften und ermächtigt sich selber.
 
Manager von Internetgiganten erheben nicht den Anspruch, die Welt zu unterwerfen. Sie sind keine Hitlers, nicht einmal Mussolinis. Aber sie werden, was sie haben, an jeden verhökern, der ihnen genug Geld dafür bietet. Fakt ist: sie tun das längst. Sie verhökern Daten, sie sie sich erschlichen oder geschenkt bekommen haben, nicht nur an andere profitorientierte Unternehmen, sondern auch an Geheimdienste - was wir nur dank Edward Snowden wissen. Oder sie wehren sich zumindest nicht, wenn diese Dienste sich bei ihnen hemmungslos bedienen.
 
Spione, Kontrollfreaks und Diktatoren jeder Couleur wagen in ihren feuchtesten Träumen nicht zu erhoffen, was ihnen Unternehmen wie facebook und google auf dem Silbertablett zum freien Zugriff servieren: die Chance, Jede und Jeden überall und jederzeit zu überwachen. Jede und Jeden überall und jederzeit zu finden. Und zu ergreifen.
 
Wem das nicht Angst macht, ist kein Demokrat oder hemmungslos naiv.
 
Das Gute ist: noch sind die Kraken zu stoppen. Noch haben es demokratisch legitimierte Regierungen in der Hand, europäische, besser globale Datenschutzregeln zu erdenken, zu schaffen und durchzusetzen. Noch können Einzelne wie Edward Snowden Zivilcourage zeigen und sich dem Zugriff ihrer Häscher entziehen.
 
Es geht auch bescheidener. Noch können Aufrufe wie dieser erscheinen und sich verbreiten. Man muss kein Held sein, um sich schlichtweg zu weigern, facebook in die Hände zu spielen.
 
Doch, ihr lieben Jüngeren, es gibt ein Leben ohne facebook. Noch. Man muss dafür noch nicht einmal aufs Internet verzichten.
 
Und ihr Verantwortlichen in Unternehmen, Verbänden, Parteien, Gewerkschaften und Redaktionen: Ihr müsst Euch nicht für facebook prostituieren. Hört schlichtweg damit auf, kostenlos für die Krake zu werben! Doch, es geht, ganz leicht sogar. Ihr müsst nur einmal „Schnipp!“ machen und Eure Websites von einem kleinen, bläulichen Quadrat befreien. Das, was ihr tut, wird dadurch nicht ein kleines bisschen wertloser.
 
Nur Mut!

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