Das wäre auch so einfach gar nicht möglich. Die Amerikaner haben Serbiens Präsidenten Milosevic, seinen bosnischen Kollegen Izetbegovic, den Außenminister Kroatiens und all die anderen Verhandler sorgfältig abgeschirmt. Reporter lugen vergeblich durch Zäune. Ein Fernsehjournalist, der beobachtet wurde, wie er sich öffentlich das Wasser abschlug, wurde kurzzeitig verhaftet.
Offizielle Verlautbarungen gibt nur der Sprecher des US-Außenministeriums, Burns, bekannt, in Washington. Und der gibt sich wortkarg. Manchmal ist gerade mal zu erfahren, als daß der bosnische Außenminister sich ein Footballspiel angesehen hat oder daß Milosevic und Izetbegovic zusammen bummeln waren. Immerhin: Das kann man als ein positives Zeichen werten.
Die Amerikaner haben den Parteien ein elfseitiges Papier vorgelegt, den Entwurf einer Verfassung Bosniens enthaltend. Inbegriffen ist ein Passus, wonach niemand für ein Wahlamt kandidieren dürfte, der vor dem Gerichtshof in den Haag angeklagt ist. Das würde die politischen Karrieren der Serbenführer Karadzic und Mladic beenden. Manche Gerüchte besagen: Milosevic sei über diese Zumutung aufgebracht. Andere besagen: Eigentlich wäre sie ihm gar nicht unlieb. Sein Verhältnis insbesondere zu Karadzic ist schließlich alles andere als herzlich.
US-Außenminister Christopher hat den Passus eine Bedingung dafür genannt, daß die USA sich an einer Friedenstruppe für Bosnien beteiligen. Das Weiße Haus wiederum hat Christopher zurückgepfiffen: Man will sich seinen Verhandlungsspielraum nicht selber unnötig einengen. Serben, Kroaten und bosnische Moslems untereinander streiten sich dem Vernehmen nach vor allem um Grenzziehungen.
Der Präsident Montenegros, Mitglied der serbischen Delegation in Dayton, hat mit seinem Premierminister telefoniert, und der wiederum hat Reportern in Washington gesagt, die Verhandlungen könnten schon am Wochenende erfolgreich zuende gehen.
So viel Optimismus wiederum ist den Amerikanern suspekt. Die wollen sich auf ein Ende der Verhandlungen nicht nageln lassen. Aber immerhin will Christopher noch in dieser Woche wieder nach Ohio fliegen, um persönlich mitzuhelfen. Und auch ein Eingreifen Bill Clintons, des Präsidenten persönlich, wird in Erwägung gezogen. Schon allein der schönen Fernsehbilder wegen, die sich ergeben, sollte Bosnien in Dayton Frieden finden.