Uwe Knüpfer
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Nachruf Gene Kelly: getanzte Träume mit Hand und Fuß - er brachte das Ballett auf die Straße

4/2/1996

 
Leichtfüßig und heiter durchs Leben, und dabei immer nach oben: das ist der amerikanische Traum. Gene Kelly hat ihn getanzt. Am Freitag starb er, 83jährig, in seiner Villa in Beverly Hills, an den Folgen eines Schlaganfalls.

Kelly war "Ein Amerikaner in Paris", man sah und hörte ihn "Singin' in the Rain" und "On the Town". 45 Hollywoodfilme hat er gedreht, zahlreiche weitere produziert und choreographiert. Er gewann acht "Oskars". Sein Stil zu tanzen wurde vielfach nachgeahmt.

Er und Fred Astaire beherrschten die goldene éra amerikanischer Leinwandmusicals. Sie repräsentierten zwei Epochen der Traumfabrik. Astaire, ein Star schon in den Dreißigern, spielte Rollen, die dem Leben der Kinogänger weit entrückt waren. Die USA schleppten sich durch die Große Depression. Kino verzuckerte ihr Dasein mit Märchen. "Wenn sie jemanden für die Rolle des Prinz Charming suchten," sagte Kelly in einem Interview, "jemanden, der große Abendgarderobe tragen sollte, nahmen sie Fred. Ich war immer der Blue-Collar-Tänzer, der Bursche mit den aufgerollten Ärmeln und den weißen Socken."

Genau der Richtige für die Nachkiegszeit, als Träume plötzlich Hand und Fuß bekamen.

Ein Arbeiterkind war Kelly tatsächlich, geboren in der Industriestadt Pittsburgh. Sein erstes Geld verdiente er als Maurer, finanzierte sich ein Ökonomie-Studium damit, an der Universität von Pittsburgh. Seine Leidenschaft gehörte dem Baseball. Seine Mutter aber zwang ihn zum Tanzunterricht, seit Genes neuntem Lebensjahr. Die Mutter betrieb eine Tanzschule. Als Teenager halfen Gene und sein Bruder dort aus.

1938 feierte Gene Kelly sein Broadway-Debut, im Cole-Porter-Musical "Leave It to Me". Hollywood entdeckte ihn vier Jahre später. In "Me and My Gal" sang und tanzte er an der Seite von Judy Garland. Dann zog er erst einmal als Soldat in den Krieg.

Der Zweite Weltkrieg beendete die US-Wirtschaftskrise, der Aufstieg der Mittelschichten begann. Millionen von Amerikanern kamen zum eigenen Häuschen, zu Kühlschrank und Auto. Daß ein kleiner Mann zum großen Glück tanzen kann, wurde mit einem mal glaubhaft. Nichts schien unmöglich.

Kelly brachte nicht nur weiße Socken, sondern einen neuen, athletischen Stil auf die Bühne. Er brachte das Ballett auf die Straße. Er wollte stets nicht für eine Kulturelite, sondern für jedermann tanzen, hat er gesagt. Da sein Stil erfolgreich war, gaben Produzenten ihm bald freie Hand. In "Ein Amerikaner in Paris" tanzten Kelly und Leslie Caron siebzehn Minuten lang am Stück, zur Musik von George Gershwin.

Lebensfreudig blieb Gene Kelly bis ins hohe Alter. 1990 hat er zum dritten mal geheiratet. Seine Witwe, die Autorin Patricia Ward, ist 36.

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