Israels Premierminister Yitzhak Rabin hat bekommen, was er wollte. Er verließ Kennebunkport am Dienstag mit der Zusage des US-Präsidenten, Israel jene Kreditgarantien in Höhe von zehn Mrd. Dollar zu geben, die Bush Rabins Vorgänger Schamir verwehrte. Aber Rabin hat auch mitgebracht, wonach Bush verlangt hat. Und beide hatten mehr im Sinn, als "nur" die Nahost-Friedensgespräche wieder ins Rollen zu bringen. Obwohl allein das schon eine Menge wäre.
Rabin, erst vor wenigen Wochen ins Amt gewählt, hat es verstanden, in kürzester Frist den traditionell kurzen Draht zwischen Israel und den USA zu reparieren. Schamir hatte diesen Draht gekappt, als er sich starrsinnig weigerte, den Bau neuer jüdischer Siedlungen in den besetzten Gebieten zu stoppen. Er wollte nicht einmal ausschließen, daß dafür amerikanische Kredite verwendet werden könnten. Für die Bush-Regierung, bemüht, Israelis und Palästinenser ins Gespräch zu bringen, war das ein Stoß vor den Kopf. Bushs Friedensplan steht schließlich unter der öberschrift: Land für Frieden.
Rabin versicherte nun Bush in dessen Feriendomizil an der Küste von Maine, daß weitere Siedlungen nicht geplant sind. Damit sei sichergestellt, sagte Bush, daß die Kredite die Nahost-Friedensgespräche nicht gefährden. Rabin braucht das Geld dringend, um Wohnraum für die Hunderttausende von jüdischen Einwanderern zu schaffen, die aus der ehemaligen Sowjetunion nach Israel strömen.
Die Zeichen stehen jetzt günstig für die nächste Runde der Friedensgespräche, die am 24. August in Washington begonnen soll. Bush hat Wert auf den Gesprächsort Washington gelegt, schon allein, damit die amerikanischen Wähler nicht übersehen, wem es zu danken ist, sollte einer der ältesten Schwelbrände der internationalen Politik tatsächlich ausgetreten werden. Es wäre für Bush und seinen Außenminister James Baker ein großer, auch persönlicher Erfolg.
Bush ist ein nicht geringes Risiko eingegangen, als er Israel vor einem Jahr die erbetenen Kreditgarantien verweigerte. 30 Prozent der amerikanischen Juden haben ihn 1988 gewählt. Diese Stimmen braucht er im Herbst erneut, um wiedergewählt zu werden. Selbst jetzt noch demonstrierten konservative Juden mit Schiffen vor Bushs Ferieninsel. Sie demonstrierten gleichermaßen gegen Bush wie Rabin. Sie fürchten einen Ausverkauf israelischer Interessen. In Wahrheit sind sie die letzten, die den Friedensprozeß sabotieren. Palästinenser und Araber haben inzwischen wie Israels neue Regierung zu verstehen gegeben, daß sie an einem Erfolg der Gespräche interessiert sind.
Rabin denkt schon über den Tag des Friedensschlusses hinaus. Er ist in Washington nicht nur, um über Kredite zu sprechen.
Rabin ist auf der Suche nach einer neuen Art amerikanisch-israelischer Partnerschaft. Bisher war die Beziehung, wenn sie gut war, höchst einseitig. Der eine - die USA - gab, der andere - Israel - nahm. Die USA verstanden sich als Schutzmacht des kleinen Staates inmitten von Feinden. Das hat sich geändert, seit die USA Wert darauf legen, auch von den Arabern und Palästinensern als "ehrlicher Makler" in Nahen Osten akzeptiert zu werden.
Jetzt sucht Israel seinen Platz in der Neuen Weltordnung. Rabins Angebot an Washington: In uns habt ihr einen wirklich verläßlichen Partner. Er weiß, daß die USA angesichts von Bedrohungen wie der Irak-Krise für einen festen Stützpunkt im östlichen Mittelmeer dankbar sein müssen. Sie wären nicht längerauf die Dauerpräsenz von Fluzeugträgern angewiesen. Der Golfkrieg hat den Militärs im Pentagon zudem gezeigt, wie umständlich und teuer es ist, im Krisenfall den Nachschub um die halbe Welt transportieren zu müssen.
Israel strebt nun offenkundig eine Rolle in Nahen Osten an, die derjenigen der Bundesrepublik während des Kalten Krieges gleicht. Stützpunkt amerikanischer Interessen zu sein und sich gleichzeitig sicher zu wissen im Schatten der Schutzmacht.
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