NAFTA klingt nach freiem Handel, aber riecht nach Protektionismus.
Die neue Freihandelsozne von Kanada bis Mexiko wird größer sein als Europa und ungefähr ebensoviele Verbraucher umfassen. Während der Binnenmarkt schon 1993 Wirklichkeit wird, sieht das Nordamerikanische Freihandelsabkommen, das heißt NAFTA übersetzt, einen schrittweisen Abbau der Zölle und Handelsschranken bis ins nächste Jahrtausend hinein vor.
US-Präsident George Bush verspricht sich von NAFTA einen Kick für die amerikanische Wirtschaft - so wie schon die Aussicht auf den Binnenmarkt einst die ôkonomien Europas beflügelt hat. NAFTA-Skeptiker fürchten um den Bestand von Arbeitsplätzen im eigenen Land und um die Aufweichung sozialer und ökologischer Standards. Auch das klingt vertraut in europäischen Ohren.
Wahrscheinlich ist, daß die Kleinmütigen unrecht haben und George Bush recht. Wahrscheinlich ist aber auch, daß dies erst in einigen Jahren erkennbar wird. Um Bush über die Wahlhürde im November zu helfen, dafür kommt NAFTA zu spät und dafür ist der komplizierte Vertrag zu sperrig.
Unumstritten ist, daß Nordamerikas Wirtschaft als Ganzes betrachtet von dem Markt ohne Grenzen proftitieren wird. Nur müssen sich die Amerikaner selbst an diese Sichtweise erst noch gewöhnen.
Auf den ersten Blick ist NAFTA ein Sieg des Gedankens vom freien Handel, eine Niederlage des Protektionismus. Mit der Existenz von NAFTA und dem weiteren Zusammenwachsen Europas wächst jedoch auch die Gefahr, daß zwar die jeweiligen Binnengrenzen verschwinden, die Barrieren zwischen den Blöcken aber wachsen. Der vielbeschworenen "Festung Europa" stände dann eine Festung Amerika gegenüber. Der Idee vom freien Handel zwischen den Nationen, der Idee auch vom globalen Denken, könnte Schlimmeres kaum widerfahren.
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April 2020
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