Vor zwei Jahren ist der Irak über Kuweit hergefallen, im Glauben, die Weltöffentlichkeit werde die Annektion am Ende tolerieren. Iraks Diktator Saddam Hussein hatte Grund zu diesem Glauben. Hatte nicht der Westen, die USA voran, seine Militärmaschine und damit Saddams Unrechtsregime jahrelang hochgepäppelt? Und hatte nicht die Weltöffentlichkeit jahrzehntelang Dutzenden von Aggressionen tatenlos zugesehen? In Weltgegenden, die entlegen schienen, von Washington und Moskau aus betrachtet.
Saddams doppeltes Pech war: in Kuweit sprudeln ôlquellen, und der Kalte Krieg war gerade zuende gegangen. Die Supermächte blockierten sich nicht mehr gegenseitig, sie suchten die Kooperation.
Der Golfkrieg sollte nicht nur Recht wiederherstellen, er sollte auch ein Exempel sein, der Auftakt zur Errichtung einer neuen Weltordnung. Einer Ordnung, in der die Völkergemeinschaft Aggression über Grenzen hinweg und gegenüber Minderheiten nicht mehr duldet.
Die Welt zahlte einen hohen Preis für dieses Exempel. Zehntausende Soldaten verbluteten im Wüstensand, Dutzende von Mrd Dollar, DM und Yen wurden mobilisiert. Das war mehr Geld, als für alle Katastrophenhilfen zusammen jemals aufgebracht wurde.
Es wurde verpulvert. Zwei Jahre nach der Invasion wartet Saddam nur auf seine neue Chance. Er setzt darauf, daß sich die Hoffnungen auf eine neue Weltordung früher oder später als schöne Illusion entlarven. Er setzt darauf, daß nicht Moral und Vernunft die Welt regieren, sondern Geld und schierer Wille zur Macht. Vielleicht hat er recht.
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April 2020
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