"Wenn wir Kalifornien halten, gewinnen wir die Wahl," glaubt Bushs Wahlkampfleiter Robert Teeter28/5/1992
Ab sofort bis November soll der Präsident deshalb einmal pro Woche an der Westküste präsent sein.
Auch für den Kandidaten der Demokraten, ob er, was so gut wie sicher ist, Bill Clinton heißt oder Jerry Brown, ist Kalifornien das Schlüsselland für einen Erfolg im November. Holt Clinton Kalifornien, das zuletzt für die Republikaner Ronald Reagan und George Bush gestimmt hat, hat er gute Chancen, Präsident zu werden.
Da Bush unbeliebt ist im Lande, wären Clintons Aussichten eigentlich gut. Eigentlich - wäre da nicht Ross Perot. Der Milliardär aus Texas, möglicher dritter Mann im Rennen um das Weiße Haus, führt in den Umfragen vor Bush und vor Clinton, auch in Kalifornien, und er führt nach wie vor in der Gunst der Medien. Auch wenn die Berichterstattung über ihn immer kritischer wird, sein Vielleicht-Wahlkampf beherrscht die Schlagzeilen. In den USA grassiert der Perotismus.
Grundlegenden Wandel, "Leadership", Führungskraft, erhoffen sich viele Amerikaner offenbar am ehesten von einem , der mit "Parteienkram" nicht im Sinn hat, wie er sagt. Perots Erscheinen bringt die eingeübten Rechenspiele der Wahlstrategen durcheinander. Während das Bush-Lager zunehmend gereizt reagiert, versucht Clinton den Außenseiter, der ihm die Schau stiehlt, so gut es geht zu ignorieren.
Während Perot sich beharrlich weigert, zu politischen Einzelfragen Stellung zu nehmen - die Wähler interessieren sich für Personen und Werte, sagt er, nicht für Programme -, profiliert sich Clinton als Mann mit klaren Absichten. Studenten verblüfft er mit ausgefeilten Vorschlägen zur Erneuerung des maroden Schulsystems, Arbeiter mit konkreten Ideen für den wirtschaftlichen Aufschwung und ein neues System der Krankenversicherung. Seine Zuhörer, auch die skeptischen, sind nachher meistens überzeugt, nur: Die Medien gähnen.
Noch weniger Beachtung finden Pat Buchanan, Bushs inzwischen abgeschlagener Herausforderer in den eigenen Reihen, und Jerry Brown, Clintons letzter Konkurrent bei den Demokraten. Buchanan hofft in Kalifornien auf ein Comeback, auf Stimmen von Bush enttäuschter Reagan-Fans. Der Hunne ist schon im Land, lautet sinngemäß seine Botschaft, jetzt helfe nur: Grenzen zuhalten, alte Werte beleben, die Polizei unterstützen.
Auch Jerry Brown hofft, in Kalifornien ein letztes Zeichen setzen zu können. Unermüdlich tourt er durchs Land, nimmt sich all derer an, die da mühselig sind und beladen. Selbst für Grundschüler in Süd-Los-Angeles - dort, wo die schlimmsten Unruhen waren - hat er Zeit, er nimmt sie ernst. Schließlich, mag Brown sich trösten, sind Jungs wie Maurice McRae die Wähler von morgen.
In der Jetztzeit laufen nicht Brown die Wähler zu, die Washington aufmischen wollen, sondern Perot. Unabhängig vom Großen Geld ist auch der - er hat es selbst.
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