Uwe Knüpfer
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v. Weizsäcker in Washington empfangen - Bush begrüßt Deutschland als neuen Partner auf der Bühne der Weltpolitik


29/4/1992

 
Es hätte schöner nicht sein können. Der Himmel über dem Weißen Haus war wolkenlos wie die Beziehungen zwischen Bonn und Washington, das Protokoll zog alle Register, Kinder winkten mit Fähnchen; schwarz-rot-gold und Stars and Stripes. Bundespräsident Richard von Weizsäcker besucht die Vereinigten Staaten.
Am Mittwochmorgen begrüßte ihn Präsident Bush mit allem Pomp und Prunk, den das Protokoll für solche Anlässe hergibt. Und einem Sahnehäubchen obendrauf: Eigens für den deutschen Gast waren Soldaten in Uniformen aus dem Unabhängigkeitskrieg angetreten, in roten Röcken, mit weißen Perücken und Dreispitz. Als Erinnerung an den deutschen Beitrag zur Geburt der amerikanischen Nation.
George Bush war bester Laune. Er hatte soeben die Vorwahlen seiner Republikanischen Partei in Pennsylvania gewonnen. Damit hat er die notwendige Mehrheit zur erneuten Nominierung als Präsidentschaftskandidat in der Tasche: "Es ist wundervoll, offiziell über den Berg zu sein."
Der deutsche Gast gab ihm die Gelegenheit, aus den Niederungen des Vorwahlkampfs gleich wieder hinaufzusteigen auf die Bühne der Weltpolitik. Bush nutzte seine Begrüßungsrede zur Belehrung all jener in Amerika - es sind viele -, die nach dem Ende des Kalten Krieges Abschied nehmen wollen von der amerikanischen Führungsrolle in der Welt. Bush erinnerte daran, daß auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges viele seiner Landsleute meinten, nun sei es genug. Nun sollten die USA sich wieder ganz auf sich selbst besinnen. Sie taten es nicht: "Das war eine weise Entscheidung." Heute sei Deutschland, der einstige Gegner, fuhr der Präsident fort, zu einem "Modell der Demokratie für die ganze Welt geworden."
Um irgendwann in der Zukunft von den Nachfolgestaaten der Sowjetunion ähnliches sagen zu können, müßten jetzt "Deutschland und Amerika in Partnerschaft in deren demokratische Zukunft investieren."
Bush sagte, er wünsche sich sehr, daß Deutschland nun eine größere Rolle in der Weltpolitik übernehme. Von Geld sprach er nicht, wie auch, an einem solchen Tag. Den amerikanischen Wähler interessiert aber genau das: Wieviele der Kosten, die bisher den amerikanischen Steuerzahler belasten, nimmt ihm künftig der deutsche "Partner in der Führung" ab?
Richard von Weizsäcker wird diese Frage nicht beantworten können. Nicht nur deshalb fällt es den Amerikanern schwer zu begreifen, welche Rolle der Bundespräsident in der deutschen Politik spielt. Daß jemand Bedeutung hat, der zu tagesaktuellen Fragen schweigen muß, ist hier schwer begreiflich zu machen. öber den Auftakt des Staatsbesuchs stand in den Hauptstadtzeitungen denn auch keine Zeile.

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