Uwe Knüpfer
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US-Umweltpolitik

26/5/1992

 
Seit 85 Jahren schon können Amerikaner gegen die Rodung staatseigener Wälder Einspruch einlegen. Vielleicht nannte man es früher anders, aber: Auflagen zum Schutz der Umwelt kannten die USA früher als jeder andere Industriestaat der Erde.
Recycling fand hier schon statt, als dieses  Wort in deutschen Ohren noch spanisch klang. Nirgendwo sonst auf der Erde dürfte es soviele Naturschutzverbände geben wie in den Vereinigten Staaten. Geschwindigkeitsbegrenzungen, wie sie auf Amerikas Highways gelten (knapp 90km/h), würden den ADAC zur Weißglut treiben.
Die Weigerung von Präsident Bush, sich für den Umwelt-Gipfel in Rio de Janeiro auf feste Grenzwerte für den Ausstoß von Kohlendioxid festlegen zu lassen, ist in den USA mindestens so heftig kritisiert worden wie in Europa. Längst sind auch hierzulande selbst Industriekapitäne davon überzeugt, daß eine drastisch höhere Steuer auf Benzin nicht zu vermeiden und vernünftig ist. Sie sehen, daß ihre ausländischen Konkurrenten auf vielen Märkten erfolgreicher sind. Mit Produkten, die weniger Energie verbrauchen als US-Erzeugnisse.
Entgegen dem Grundlehrbuch der freien Marktwirtschaft sind höhere Steuern und strenge Auflagen eben machmal gut für die Wirtschaft. Sie ermuntern zur Entwicklung sparsamerer Produkte, sie machen konkurrenzfähiger auf den Märkten von morgen. Bedauerlicherweise ist diese Botschaft in Wahlkampfzeiten schlecht zu vermitteln. Auch und gerade in den USA.
Insbesondere wenn es um die Steuer auf ôl und Benzin geht. Denn: Viel stärker als in Europa gehört das Auto und das Recht, sich frei und für wenig Geld - wenn auch langsam -  im Lande zu bewegen, in den USA zur Grundausstattung freier Bürger. Der amerikanische Traum, er kreist um das Auto. Der Gedanke, das noch immer billige Benzin könnte drastisch teurer werden, raubt Amerikanern den Schlaf.
Aus gutem Grund. Die Entfernungen zwischen den großen Städten, zwischen Vororten und Innenstädten, sind in diesem riesigen Land ungleich größer als in Europa. Ohne Auto ist der Mensch hier hilflos. Da es der US-Wirtschaft seit langem schlecht geht, da die Realeinkommen seit Jahren sinken, könnten viele Bürger, auch umweltbewußte, für Benzin gar nicht tiefer in die Tasche greifen. Die ist leer.
Wenn es gilt, die Stimmen möglicher Wählerzu zählen, haben selten die Vorausdenker das Sagen. Gefragter sind die Milchmädchen. Für Rio und überhaupt in diesem Jahr ist deshalb auf die USA nicht ernsthaft zu zählen im Kampf gegen das Ozonloch und die Klimakatastrophe. Doch wer daraus einen Trend ableitet und womöglich Lehren ziehen will für Europa, der könnte sich verrechnen.

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