Uwe Knüpfer
  • Home
  • Archiv
  • Bücher
  • Zur Person
  • Impressum
  • Kontakt

US-Reaktionen auf Demo in Berlin

4/7/1992

 
Ein bißchen Schadenfreude schwang schon mit, wenn auch nur zwischen den Zeilen. Die amerikanischen Medien berichteten ausführlich für die gestörte Großdemonstartion gegen Ausländerfeindlichkeit in Berlin. Sie taten das in der Regel objektiv und voller Sympathie für den guten Willen, der hinter dieser Veranstaltung steckte. Aber sie gaben auch die Beweggründe der Störer wider.
Die ausländerfeindlichen Krawalle und deren drumherum haben hier in den letzten Monaten die Berichterstattung aus und über Deutschland beherrscht. Neben dem Tod von Willy Brandt war dies das einzige deutsche Thema, das in den USA Emotionen frei werden ließ. Keine erfreulichen Emotionen.
Es waren weniger die Bilder aus Rostock und anderswo, die Bilder von randalierenden Skinheads, grölenden Neonazis. Es war mehr noch die Hilflosigkeit, das - wie es von hier aus schien - duckmäuserische Verhalten der deutschen Politik. Daß sie nicht aufstand gegen den Haß, sondern ihm nachzugeben schien - durch Schließung der Grenzen.
 Wirkliches Erschrecken hat in der amerikanischen Öffentlichkeit die Vereinbarung zwischen Deutschland und Rumänien über den Rücktransport von Sinti und Roma ausgelöst. Daß eine ganze Volksgruppe abgelehnt, ja gehaßt wird, weil sie anders ist, verstößt gegen alle Ideale der amerikanischen Verfassung.
Nun wissen kluge Amerikaner, daß viele unter ihnen selbst manchmal dagegen verstoßen. Niemand hier wollte die Krawalle überbewerten. Nur: In den USA ist es die Regel, daß Protest Gegenprotest hervorbringt. Wo die Mächte des Finsteren wirken, sind die Mächte des Guten nicht weit. Doch wo waren die Mächte des Guten, fragten sich viele Amerikaner verstört, als Deutschland gegen die Zigeuner vorging? Warum sagte die Opposition nicht donnernd Nein, wo blieben die Demonstrationen? Ihr Bild eines freiheitlich-demokratichen Deutschland, eines Deutschland, das innerlich eigentlich fast genauso ist wie Amerika, hatte plötzlich einen Haarriß bekommen.
Die Großdemonstration vom Sonntag war Kitt auf diesen Riß. Es wurde dankbar registriert, daß noch weit mehr Menschen auf die Straßen gingen, als die Veranstalter gehofft hatten. Es wurde auch berichtet, daß es nur wenige waren, die gestört haben. Und eben auch, daß Kanzler Kohl sich zuvor monatelang geweigert habe, an einer solchen Bekundung des guten Willens teilzunehmen. Und daß er sich nicht zu von Weizsäcker stellte, als der mit Eiern und Steinen beworfen wurde.

Kommentare sind geschlossen.
    Loading
    Getty

    Archiv

    April 2020
    April 2019
    Februar 2019
    Mai 2018
    März 2015
    Januar 2015
    Oktober 2013
    Juli 2013
    April 2013
    Juni 2012
    Januar 2012
    Dezember 2011
    September 2011
    August 2011
    Juli 2011
    Mai 2008
    Dezember 2000
    November 2000
    Februar 1996
    Januar 1996
    Dezember 1995
    November 1995
    Oktober 1995
    Dezember 1992
    Oktober 1992
    September 1992
    August 1992
    Juli 1992
    Juni 1992
    Mai 1992
    April 1992
    Januar 1990

    Kategorien

    Alle
    Außenpolitik
    Bildung
    Bonn
    Ernährung
    Europa
    Fdp
    Frankreich
    Glossen
    Integration
    Irak
    Kommentare
    Kultur
    Leitartikel
    Medien
    Nachrufe
    Nahost
    Nato
    Rechte
    Religion
    Reportagen
    Rezensionen
    Ruhr
    Soziales
    Spd
    Sport
    Terror
    Umwelt
    Usa
    Verkehr
    Vorwärts
    Vorwärts
    Wirtschaft
    Zeit Artikel

    Downloads

    Die kompletten Jahrgänge 
    1992, 1993, 1994, 1995 sind als unformatierte txt. Dateien (Fließtext) erhältlich.

    Disclaimer

    Viele der hier verfügbaren Texte sind nicht end-redigiert. Sie können Fehler enthalten, die in der Druckfassung korrigiert worden sind. Das trifft insbesondere auf die Beiträge aus den Jahren 1992-2000 zu (USA-Berichterstattung). Das Copyright zu allen hier verfügbaren Texten und Fotos liegt beim Autor beziehungsweise bei den Fotografen. Wer Fotos oder Texte, im Ganzen oder teilweise, kopieren oder sonstwie publizistisch verwenden will, bedarf dazu der ausdrücklichen Einwilligung des Autors beziehungsweise des Fotografen.

Powered by Create your own unique website with customizable templates.