Der Reaktorunfall von Tschernobyl in der Ukraine, am 26. April 1986, nahm der Menschheit den Glauben, die Atomkraft gebändigt zu haben. Jedenfalls der Mehrheit in jenem Teil der Menschheit, der die Freiheit genoss, sich eine eigene Meinung auf der Grundlage vielstimmiger Informationen zu bilden.
Zwölf Jahre nach Tschernobyl wurde der Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland zum Ziel der Regierungspolitik.
In der Ukraine jedoch werden nach wie vor 13 Atomkraftwerke nach der Art von Tschernobyl betrieben. Dass sogar die Anlage in Tschernobyl selbst buchstäblich bis heute lief, ist Teil Eins des Skandals.
Die Sowjetunion existiert nicht mehr. Ihre Propaganda- und Management-Methoden aber leben offenbar fort. Und zwar, leider, dank Erster Hilfe aus dem Westen.
Die EU erkaufte die Stilllegung des Reaktors von Tschernobyl durch Subventionen für die Fertigstellung anderer AKWs. Das ist Teil Zwei des Skandals.
Westliche Reaktorbauer erhoffen sich Aufträge - und die Chance einer Renaissance der Atomenergie in EU-Europa. Betriebswirtschaftlich betrachtet ist das verständlich. Andererseits:
Auch Napoleon erholte sich von der Niederlage, die er bei Leipzig erlitt. Auf die Insel Elba verbannt, sammelte er seine Getreuen und stieß erneut auf den Kontinent vor.
Er kam bis Waterloo.
Auf jenem Schlachtfeld fand des Korsen Herrschaft für immer ihr Ende. Das Waterloo der Atomindustrie: Das wäre ein weiterer GAU.
Wer darauf nicht warten will, muss auf den Ausstieg setzen, hier und überall - und ganz besonders in der Ukraine.