Ein überführter Drogendealer kommt hinter Gitter, auch wenn er noch so einflußreich ist. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht bleibt: 25 US-Soldaten und rund 500 Bürger Panamas starben, um Panamas einstigen Diktator Noriega vor ein US-amerikanisches Gericht zu bringen.
1989 überfielen US-Truppen den Kleinstaat in Mittelamerika, um Noriegas habhaft zu werden. Präsident Bush warf ihm vor, Drogen aus Süd- nach Nordamerika zu leiten und daran kräftig zu verdienen. Das Gericht in Miami bestätigte diese Vorwürfe. Im April wurde Noriega für schuldig befunden, letzten Freitag wurde das Strafmaß verhängt: 40 Jahre Gefängnis. Mindestens noch acht Jahre davon muß Noriega absitzen, bis er um Straferlaß bitten kann.
Noriega hat Bush vorgeworfen, ihn aus privater Rachsucht aus Panama entführt zu haben. Er hat die USA beschuldigt, mit Panama umzugehen wie mit einer Kolonie. Das hat ihm nicht geholfen, zu recht. Denn selbst wenn es so ist, wird Noriegas eigene Schuld nicht geringer. Er verdient die Strafe, die ihn traf.
Nur: Einer wie er dürfte nie an die Macht gekommen sein, weder in Panama noch sonstwo. Daß er an die Macht gekommen ist, hat viel mit der US-Politik gegenüber Mittelamerika zu tun. Washington war es allzulange lieber, in den dortigen Präsidentenpalästen willfährige Gangster sitzen zu sehen als störrische Sozialisten. Der "Staatsmann" Noriega war eine Kreatur Washingtons und des Kalten Krieges, eine von vielen.
Das Urteil über Noriega war auch ein Urteil über die verfehlte Politik der USA gegenüber ihren südlichen Nachbarn. Es sollte George Bush mehr als "Genugtuung" bereiten. Nämlich auch Anlaß zum Nachdenken.
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April 2020
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