Mario Cuomo ist der unbestrittene Liebling der amerikanischen Ostküstenpresse. Ginge es nach ihr, dürfte niemand anders Präsident der Vereinigten Staaten werden als Cuomo, der Gouverneur des Staates New York.
Cuomo ist intellektuell brillant, er ist scharfzüngig, und er ist unentschlossen. Monatelang beschäftigte er 1991 die Medien mit der Frage: Tritt er an, bewirbt er sich um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten? Oder doch nicht? Auch Cuomo schien es so genau nicht zu wissen. Am Ende sagte er nein. Allzu aussichtslos erschien damals der Kampf gegen George Bush.
Seine Fans wollten es nicht wahrhaben. In den Vorwahlen schrieben viele Cuomos Namen dennoch auf den Stimmzettel.
Wahre Weltstädter halten einen wie Clinton für einen Tölpel vom Lande, ungeschliffen, ahnungslos. Auch Cuomo schien lange dieser Meinung zuzuneigen. Nachdem feststand, daß Clinton Präsidentschaftskandidat wird, hieß die nächste spannende Frage: Wird Cuomo ihn unterstützen? Oder macht er ihn ein?
Am Ende hat Clinton ihn sogar dazu gebracht, auf dem Parteitag in New York am Mittwoch die offizielle Nominierungsrede zu halten, traditionell die zweitwichtigste Rede auf einer Convention; nach der Rede des Kandidaten selber, am Donnerstag abend. Clinton hat Cuomo zuvor mehrfach öffentlich als Musterbeispiel dafür gepriesen, wie man es aus einfachen Einwandererverhältnissen zu etwas bringen kann. Er hat ihm gar in Aussicht gestellt, ihn als Präsident zum Mitglied des obersten Gerichtshofs zu ernennen.
Cuomo-Vertraute erklären den Eintritt des Gouverneurs ins Clinton-Lager so: Es sei gar nicht mehr so unwahrscheinlich, daß Clinton Präsident wird. In diesem Fall hätte Cuomo eine historische Rede gehalten.
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