Vier Jahre lang, von 1995 bis 1999, schockierte die Fotoausstellung Vernichtungskrieg - Verbrechen der Wehrmacht ihre rund 900 000 Besucher - und jene, die sich den Glauben nicht nehmen lassen wollten, die Finger der Wehrmacht seien im Zweiten Weltkrieg sauber geblieben. Deutsche Landser hätten sich eben nicht an Massakern, an der systematischen Ausrottung der osteuropäischen Juden beteiligt.
Die Fotos sprachen eine andere Sprache. Sie zeigten Leichen, Massengräber, Erschießungen, sie zeigten Wehrmachtssoldaten. Aber zeigten sie die Wahrheit?
Wer Soldat war in diesem schrecklichen Krieg, ihn überlebte, womöglich in Gefangenschaft, wer sein junges Leben zerstört sah, Angehörige verloren hat und vielleicht auch die Heimat, wer im Schützengraben gelegen hat, Befehlen folgend - und bei keinem Massaker zugegen war: Wie will man es einem solchen Menschen verdenken - der selber Hitlers Opfer war -, wenn er sich angegriffen, ja beleidigt sah durch eine Ausstellung, die provozieren wollte, die auf Schlagzeilen aus war, wo Nerven bloß lagen, wo Sensibilität gefordert ist?
Es waren ja nicht nur die Ewiggestrigen, die Kritik an der Ausstellung übten. Umso bedauerlicher ist es, dass Alt- und Neonazis die Fehler der Ausstellungsmacher propagandistisch ausschlachten konnten.
Denn Fehler enthielt die Ausstellung. Wissenschaftler haben diese Fehler nun dokumentiert. Dabei kam heraus: Nur wenige Fotos sind nachweislich falsch beschriftet gewesen. Doch leider genügt eine Lüge unter tausend Wahrheiten, die Wahrheit in den Schmutz zu ziehen.