Uwe Knüpfer
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Hier Hui, da pfui - Zum Umweltschutz in den USA

4/8/1992

 
Auf dem "Erdgipfel" in Rio erschienen die USA als globaler Umwelt-Buhmann Nummer Eins. Dabei bezeichnen sich drei von vier Amerikanern als Umweltschützer.
Die USA sind zersiedelt wie kaum ein Land der Welt. Wo und wie welche Häuser und Straßen gebaut werden, liegt in der Regel in der Hand privater Entwicklungsgesellschaften. Sie schlagen Schneisen in die Natur, wie sie es für profitabel halten. So war es von Anbeginn; seit der weiße Mann Nordamerika besiedelte. Auf die Indianer wurde dabei keine Rücksicht genommen - warum auf getupfte Eulen, seltene Pflanzen oder die Höhe des Grundwasserspiegels?
Andererseits: Die USA haben als erster Staat der Erde Nationalparks eingerichtet. Seit 1916 ist Vorschrift, daß niemand in die Naturkreisläufe dieser Parks eingreifen darf - "zur Freude künftiger Generationen." 1970 waren knapp 120 Mio Hektar Land auf diese Weise geschützt, heute sind es mehr als 320 Mio Hektar.
Die USA sind der Energieverschwender Nummer Eins der Erde. Traditionelle amerikanische Autos verbrauchen zwei- bis dreimal soviel Sprit wie europäische oder japanische Kleinwagen. Amerikanische Häuser sind schlecht isoliert, weil leicht gebaut. Im Winter werden sie geheizt, im Sommer gekühlt. Energie ist reichlich vorhanden und billig. Seit drei Jahren schieben Kongreß, Senat und Weißes Haus einen Gesetzentwurf untereinander hin- und her, dessen Ziel die Energie-Einsparung ist. Das Problem: Jeder weiß, durchschlagenden Erfolg hat das Gesetz nur, wenn Energie drastisch teurer wird. Nur: Kaum ein Politiker traut sich das zu sagen. In einem Wahljahr schon gar nicht.
Die USA setzen einen Großteil des Kohlendioxides frei, das für den Treibhauseffekt verantwortlich gemacht wird. In Rio hat Präsident Bush sich geweigert, verbindliche Grenzwerte für den künftigen CO2-Ausstoß zu akzeptieren. Nicht nur von Umweltschützern ist er dafür zuhause heftig kritisiert worden. Auch Vordenker der Wirtschaft befürchten, die US-Industrie könne an Wettbewerbsfähigkeit weiter verlieren, wenn sie nicht gezwungen ist, umweltfreundliche Verfahren, Apparate und Produkte zu entwickeln, die sich auf den ökologisch immer anspruchvolleren Märkten der Welt verkaufen lassen.
Die USA produzieren traditionell den höchsten Müllberg der Welt. Der American Way of Life kam in einer Einwegverpackung daher. Aber die USA haben auch das Recycling erfunden. Neue Einkaufszentren werben damit, daß ein immer höherer Prozentsatz des dort erzeugten Mülls an Ort und Stelle wiederverwendet wird. In den Städten wird längst Glas, Plastik, Blech getrennt gesammelt.
Seit 1990 ist der Clean Air Act, ein Luftreinhaltegesetz, in Kraft. Danach müssen bis spätestens zum Jahr 2000 alle Fabrikanlagen, die zur Erzeugung sauren Regens beitragen, umgerüstet sein. Die ohnehin strikten Abgasvorschriften für Autos werden bis zur Jahrtausenwende stufenweise verschärft. Katalysatoren gehörten in US-Automobilen schon zum Standard, als in Deutschland Politiker das Wort erst mühsam zu buchstabieren begannen.
Wahr ist aber auch, daß die Regierungen Reagan und Bush viele andere der zahllosen US-Umweltvorschriften ausgehöhlt haben. Unter der öberschrift: weniger Bürokratie. Die Nationale Umweltbehörde EPA ist zu einem Tiger mit antrainierter Beißhemmung geworden. Als Chefdompteur präsentiert sich stolz: Vizepräsident Dan Quayle. Er profiliert sich als Chef-Wirtschaftslobbyist im Weißen Haus.
Sollte im November der Demokrat Bill Clinton die Wahl gewinnen, zöge mit ihm anstelle von Quayle ein Vizepräsident ins Weiße Haus, der ein Umweltpolitiker aus Leidenschaft und öberzeugung ist. Al Gore ist Autor eines Bestsellers über "Die Erde im Gleichgewicht".

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