Die USA - eine Bananenrepublik? Von wegen. Die USA demonstrieren einmal mehr, wie Demokratie funktioniert. Demokratie ist eben unübersichtlich.
Amerikaner wissen das. Deshalb bleiben sie so seltsam gelassen angesichts des Hickhacks um den Ausgang ihrer Präsidentenwahl. Sie wissen: Wo hundert Millionen Menschen wählen gehen, sind Pannen nicht zu vermeiden, auch Schiebereien manchmal nicht. Ihr Wahlsystem ist so angelegt, dass am Ende noch stets die Logik der großen Zahl dominiert. Bei hundert Millionen Stimmen kommt es in der Regel auf ein paar tausend nicht an.
Diesmal kommt es eben doch drauf an. Die Wähler in den USA haben sich in etwa zu gleichen Teilen für Al Gore und George W. Bush entschieden. Nun könnte man die Münze werfen. Stattdessen wird nachgezählt. Nur so viel steht fest: Am 20. Januar wird ein neuer Präsident den Amtseid leisten.
Denn in den USA endet der politische Streit, wo das Eingemachte der Verfassung beginnt.
Weise ließen die Väter der US-Verfassung viel Zeit zwischen den Tagen der Wahl und des Regierungswechsels.
Nebenbei haben die Amis es einmal mehr geschafft, dass die ganze Welt zu ihnen hinsehen muss. Was immer sie tun, tun sie auf unterhaltsame Weise.
Verwirrt, düpiert sind jetzt nur jene, die davon leben, den Willen des Souveräns, des Volkes, zu interpretieren, bevor das Volk gesprochen hat. Meinungsforscher, Kommentatoren sind dieses Mal nicht klüger als der Rest der Welt. Das ist schlecht für ihr Gewerbe, aber gut für die Demokratie.