Der BSE-Skandal hat sein Gutes. Nicht nur führt er uns Wurstessern drastisch vor Augen, was wir bedenken- und willenlos in uns hineinstopfen ließen. Er offenbart zudem die weite Verbreitung einer Seuche ganz anderer Art: einer Seuche, die unsere Politiker befallen hat. Sie führt zum schleichenden, in manchen Fällen auch abrupten Verlust von Rückgrat und Urteilsfähigkeit.
Jahrelang haben sich Behörden und Politiker geweigert, die Warnungen von Wissenschaftlern ernst zu nehmen. Leider kann, was sträflich versäumt worden ist, nicht per Kraftakt nachgeholt werden, nicht einmal durch ein kanzlerhaftes Basta!
Genau diesen Eindruck versuchen Politiker und Behörden aber zu vermitteln, seit das Kürzel BSE so volkstümlich geworden ist wie Aids.
Warum werden ganze Herden von Rindern notgeschlachtet, nur weil eines aus ihrer Mitte den BSE-Erreger im Körper hatte? Bislang wurde nicht bekannt, dass BSE durch schlichten Körperkontakt übertragbar wäre. Die Rinder müssten einander schon fressen, um sich gegenseitig anzustecken.
Das demonstrative Massenschlachten dient dem einzigen Zweck, Entschlossenheit zu demonstrieren.
Wissenschaftler weisen darauf hin, es sei besser, sogar infizierte Tiere zu Forschungszwecken am Leben zu erhalten.
Von den zuständigen Politikern und Behörden erwarten wir, dass BSE-verseuchtes Fleisch von Mensch und Tier ferngehalten wird. Und dass alles geschieht, um bald möglichst verstehen zu können, woher der Erreger kam und wie er sich verbreitet. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.