Wir haben viel miteinander zu tun, auch viel miteinander gemein, Deutsche und Niederländer, und wissen doch erstaunlich wenig voneinander.
Wissenschaftler sehen längst auf Rotterdam plus das Ruhrgebiet und Köln als einen Siedlungsraum. Zwanzig Millionen Menschen leben hier, so verwoben wie nirgendwo sonst in Europa. Europas ökonomisches, auch kulturelles Herz: Es schlägt hier. Konkurrenten sind die Großräume London und Paris. Alles andere ist zweite Liga.
Längst sind NRW und NL durch keine echte Grenze mehr getrennt. Die Butterfahrten nach Venlo sind Vergangenheit, DM und Gulden austauschbar; bald wird der Euro beide ersetzen. Nur in den Köpfen existiert die Grenze weiter.
Westfalen fahren im Urlaub nach Zandvoort, Holländer ins Sauerland, aneinander vorbei. Wir sind uns gegenseitig Exoten, in vertrauter Fremdheit. Das hat durchaus seinen Reiz. Unterschiede sollen sein. Sie bereichern das Leben.
Schwerer ist begreifbar, wie hartnäckig sich Vorurteile halten. Pickelhauben gegen Käseköppe. Nicht jedes Vorurteil ist ernst zu nehmen: Manches wird wider besseres Wissen gepflegt.
Doch fest steht: Jenseits von Autobahnen, Fernsehprogrammen, Touristenzielen und Speisekarten verbindet uns wenig. Wie viele Ruhrgebietler mögen wissen, wie der niederländische Außenminister heißt? (Jozias Johannes van Aartsen)
Dabei könnten wir viel von unseren Nachbarn lernen. Etwa bei der intelligenten Organisation des Nahverkehrs. Oder bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Näher hinzusehen lohnt.