Macht es einen Unterschied, ob man auf DIE Ausländer zeigt oder DIE Ossis? Auf die Türken oder die Amerikaner? Auf die 68er oder die Rechten? Die lustvolle, manchmal geifernde Suche nach dem Sündenbock ist, leider, noch immer, ein gesamtdeutsches, ein fürchterliches Spiel.
Jetzt sind die Medien im Visier. Nicht ohne Grund. Fernsehen, Rundfunk, auch seriöse Zeitungen haben sich nicht mit Ruhm bekleckert, als das Gerücht Flügel bekam, in einem kleinen Ort im Osten, Sebnitz hieß er, hätten Neonazis einen kleinen Jungen ertränkt, im Freibad, und brave Bürger hätten reglos zugesehen.
Die Bild-Zeitung war es, die das Feuer entfachte. Aber es hätte nicht gelodert, hätten nicht andere willig nachgelegt. Was dabei zum Vorschein kam, waren betonierte Vorurteile und bornierte Selbstgerechtigkeit. Wer glauben mag, dass ein ganzer Ort mutwillig wegschaut, wenn ein kleiner Junge ertrinkt, der glaubt auch an Hexen.
Vom Hexenglauben ist es nur ein kleiner Schritt zur Bereitschaft, Hexen zu verbrennen. Denn dann, nicht wahr, wenn das Böse ausgerottet ist, mit Stumpf und Stiel, dann wird alles, alles gut?
Eben nicht. Auf keine interessante Frage gibt es eine einfache Antwort. Jeder Mensch ist fähig zu nahezu allem. Was er daraus macht, hängt von vielerlei Faktoren ab. Die Wahrheit liegt immer nur im Einzelnen und nie in der Verallgemeinerung.
Die Medien können sich bei den Bürgern von Sebnitz nicht entschuldigen. Weil es die Medien nicht gibt. Einzelne Reporter und Redakteure hätten sicher Grund, sich zu entschuldigen - und sollten es tun.