Uwe Knüpfer
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Das Batman-Fieber kehrt zurück

22/6/1992

 
Devin Govaere hat die Batman-Kostüme und und -puppen ihrer Söhne im Frühjahr zum Flohmarkt getragen. Das war ein teures Vergnügen. Jetzt muß Mrs. Govaere alles neu kaufen. "Batmans Rückkehr" ist drauf und dran, in den USA der große Filmhit dieses Sommers zu werden. Und keine Sorge: Die Regale in den Spielzeugläden sind prall gefüllt mit brandneuen Kostümen, Autos und Figuren.
Vielleicht ist der Batman-Film von 1989 nicht in die Filmgeschichte eingegangen, in die Verkaufsgeschichte aber allemal. Nicht der Film war das größte Geschäft, sondern das Film-Design. Schwarz wurde zur Modefarbe der Saison in allen Kinderzimmern der Welt. Sofern die Kids auf dem laufenden waren und ihre Eltern bei Kasse.
Zu schön war der Erfolg, um ihn nicht zu wiederholen. Am letzten Wochenende startete "Batman Returns", gleichzeitig in mehr als 2600 amerikanischen Kinos, was eine Rekordzahl ist. Und prompt spielte er auf Anhieb 46,5 Mio Dollar ein, nur an diesem einen Wochenende. Auch das ist ein neuer Rekord. Bisher stand er bei 42,7 Mio Dollar, gehalten von Batman I, 1989.
Diesmal haben sich die Produzenten nach allgemeinem Kritikerurteil auch mit dem Film große Mühe gegeben. Obewohl der ja eigentlich nur Beiwerk ist. Die Produktionskosten werden mit 55 Mio Dollar angegeben. Darin kann aber kaum enthalten sein, was es gekostet haben muß, all die großen Zeitungen und Fernsehanstalten des Landes erneut pünktlich in Batman-Euphorie zu versetzen.
Michael Keaton spielt wieder den Fledermausmann, Ort der Handlung ist wieder Gotham City. Handlung? Sie ist Nebensache. Es geht nicht ja gar nicht darum, was passiert. Es geht darum, was zu sehen ist. Und das ist neben Batman diesmal vor allem Michelle Pfeiffer.
Sie spielt Catwoman, möglicherweise nur, um der geplanten Batmanie eine neue Zielgruppe zu erschließen. Catwoman ist sexy, sie ist unabhängig, sie ist unberechenbar, und sie ist stark. Sie ist feministisch, schreiben manche Kritiker und sind begeistert. Starke Frauen sind gefragt, derzeit in den USA. Besonders wenn sie aussehen wie Michelle Pfeiffer in ihrem hautengen schwarzen Katzenkostüm.
Jack Nicholson spielt diesmal nicht mit, dürfte aber trotzdem verdienen. Unwidersprochenen Meldungen zufolge hat der Hollywoodstar sich 1989 einen Anteil an allen Umsätzen mit Batman-Assecoires gesichert. 50 Mio Dollar könnte ihm das zuspielen, wenn die Rechnung der Batman-Produzenten aufgeht und die Kinder der Welt mit neuen Umhängen, neuen Figuren (Catwoman!) und der neuen Batman-Rakete (8.99 Dollar pro Stück) ausgerüstet werden.
Der Bösewicht im Film heißt diesmal nicht "Der Joker", sondern "Der Pinguin". Danny de Vito hat sich dafür verunstalten lassen, mit langer spitzer Vogelnase, Schwimmhäuten wischen den Fingern und Kugelbauch. Warum ist er so böse, wie er ist? Der Film gibt auch darauf eine Antwort, entliehen aus dem Handbuch Psychoanalyse leicht gemacht. "Ich war das erste Kind meiner Eltern," blickt der Pinguin auf seine traurige Jugend zurück, "aber sie haben mich behandelt, als wäre ich das zweite."
Das ist eine Art von Humor, die dem Intellekt von Filmkritikern offensichtlich schmeichelt. Jedenfalls loben sie durch die Bank die Dialog-Komik des Streifens, die Art, wie der Film sich selber nicht ernst nimmt. Und natürlich das Design, die Bühnenbilder. Die Stilrichtung heißt: Deutscher Expressionismus; düster, bizarr, bedrohlich, aber glänzend.
Die Zeitung USA Today hat nicht Profis den Film beurteilen lassen, sondern Zehnjährige. Und siehe da: Die sind zwar angetan, aber durchweg kritischer als die Herren vom Feuilleton. Rena: "Das Bühnenbild war O.K., aber meistens war es dunkel." Danny: "Der Film ist besser als der erste, nur Michael Keaton müßte eine größere Rolle spielen. Meistens waren ja Catwoman und der Pinguin im Bild." Sarah: "Es war sooo langweilig. Ich habe mich gefragt: Warum können die nicht alle sterben, und der Film ist zuende?"

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