Mit zäher Energie verweist Dole, 72, republikanische Mitbewerber um das Amt des Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei derzeit auf die hinteren Ränge: Die parteiinternen Vorwahlen beginnen im Februar. Noch ist Dole die Nominierung nicht völlig sicher. Seine Partei hat sich gewandelt, Dole nimmt man den Wandel nicht ab.
Bob Dole ist ein parlamentarischer Macher, ein Kompromisse-Schließer, Ideologen verachtet er. Seine tonangebenden jüngeren Parteifreunde aber verstehen sich derzeit als Revolutionäre. Kompromisse halten sie für Teufelszeug, Washington-Insider wie Dole für faustische Verkäufer ihrer eigenen Seele.
Käme es auf Dole an, wäre der US-Haushaltsstreit nie zu einer Farce mit zwangsbeurlaubten Beamten ausgeartet.
Wirklich populär war Dole nie. Respekt wird ihm bezeugt, Zuneigung selten. Er ist ein Grantler, sein Humor ist von ätzender Schärfe. Aber er hat Qualitäten, die Bill Clinton fehlen. Dole kämpfte an der Front im Zweiten Weltkrieg, er wurde ernsthaft verwundet, ein Arm blieb steif. Er meisterte sein Schicksal durch Willenstärke. Gerade Willensstärke ist es, was viele Amerikaner an Clinton vermissen.
Dole war ein politischer Zögling Richard Nixons. An dessen Grab weinte er offen. Den Präsidenten Reagan und Bush diente Dole treu. Nun, glaubt er, sei seine Stunde gekommen.