Die Partei, die sich Die Linke nennt, nährt sich aus zwei Quellen: DDR-Nostalgie und Hass auf die SPD. Aus beiden Quellen kommt kein reines Wasser.
Auf ihrem Parteitag in Göttingen hat die Linke deutlich gemacht, dass sie nicht nur überflüssig ist, sondern eine Zumutung - gerade auch für jene unter ihren Mitgliedern, Wählern und Funktionären, die den Anspruch ernst nehmen, im Grunde sei die Linke die wahre oder jedenfalls eine bessere, die eigentliche SPD.
Sie ist es nicht. Eine Partei, die - ob offen oder heimlich - mit bolschewistischen Vorstellungen von Machteroberung und- wahrung sympathisiert, hat die Idee der Sozialdemokratie entweder nie verstanden oder verraten.
Diese Idee wurzelt in der Aufklärung. Sozialdemokraten wollen nichts anderes - nicht mehr, aber eben auch nicht weniger - , als dafür sorgen, dass wirklich alle Menschen gleiche Rechten haben und die Chance, sie durchzusetzen. Und nicht nur Adelige, Besitzbürger, Männer oder Kader. Das setzt Demokratie, Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit voraus und fordert einen Einsatz, der nie enden wird. Es schließt jede Form von Klassenherrschaft, von Privilegiensicherung und Willkürherrschaft aus.
Sozialdemokraten haben das Gemeinwohl im Blick. Sie vertreten die Interessen der Allgemeinheit, immer im Jetzt. Sie tun das mit demokratischen, mit publizistischen, wenn es sein muss mit juristischen Mitteln. Dabei haben sie in Kauf zu nehmen, dass andere Kräfte andere Interessen - Partikularinteressen - vertreten und manchmal obsiegen. Sie akzeptieren die Notwendigkeit des Interessenausgleichs, sprich: des Kompromisses.
Mit der Gründung der Vorgängerparteien der heutigen Linken ging die Verächtlichmachung des Kompromisses einher - als "Kompromisslertum". Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht kann man zugutehalten, dass sie sich von der SPD zu einer Zeit abwandten, als Krieg herrschte und in jeder Hinsicht eine große Konfusion. Sie hatten kein Modell einer funktionierenden Demokratie, einer sozialen Marktwirtschaft vor Augen. Wer weiß, welchen Erkenntnispfad diese beiden leidenschaftlichen Kämpfer für eine bessere soziale Ordnung noch eingeschlagen hätten, wären sie nicht heimtückisch ermordet worden? Lebten sie heute noch, vielleicht gefiele ihnen vieles, was sie in der Bundesrepublik Deutschland verwirklicht sähen. Es gab in Deutschlands Geschichte keinen Staat, der sozialer und demokratischer gewesen wäre.
Gregor Gysi kann sich auf solches Nichtwissen nicht berufen. Indem er die Zombiepartei Die Linke künstlich beatmet, hilft er mit, gefährliche Illusionen zu nähren und reale gesellschaftliche Fortschritte zu erschweren - indem er Engagement und Wählerstimmen an eine überflüssige und untergehende Partei bindet, das und die bei Sozialdemokraten besser aufgehoben wären.
Gregor Gysi, machen Sie sich nicht kleiner, als Sie sind! Knipsen Sie das flackernde Licht der Linkspartei ruhig aus!
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